Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Ich möchte heute abend auf einig Details zum Stiftungskonzept, das den Arbeitstitel KUNSTdemokratie trägt, eingehen:
„Arbeitstitel Stiftung KUNSTdemokratie“
1. Motivation
2. Warum Opposition
3. Zur Teilhabe der Anderen, dem Ich im Wir
4. Den Kanon mit definieren.
5. Vom Verhältnis Kunst und Demokratie
- Ich will mein eigenes Œuvre retten, aber auch das von anderen. Ich vermute das einiges an bedeutendem Kulturgut auf Dachböden, in Kellern unbeachtet auf seinen großen Auftritt wartet, aber auch auf die Müllabfuhr, bestenfalls auf einen Trödler. Ich vermute Vernichtung von Kunst, nicht mehr beweisbar, da sie zu Methangas gärt in unseren Müllbergen, da sie aus den Schloten dampft unserer Müllverbrennungsanlagen. In unserer Konsumgesellschaft sind unübersehbare Massen an Dinge, die eine zur Bequemlichkeit neigende Gesellschaft sich schnell entledigen will. Der Kunstbetrieb neigt dazu, Außergewöhnliches zu schaffen, Stars kreieren, ohne nennenswerte Konkurrenz. Dieses Außergewöhnliche, der Star, muss heute einen Geldwert haben oder einen spekulativ angenommenen Geldwert erreichen, ansonsten wird Kunst und Künstler die dies nicht vorzuweisen haben, ausgeblendet. Der Kunstbetrieb, wie er uns in den Massenmedien und Hochglanzbroschüren zelebriert wird ist reiner Handelsmarkt. Hier interessiert ausschließlich Geldvermehrung. Die Dumpfheit der Zeit, alles Betriebswirtschaftlich zu Denken, ist vorherrschend. Unsere Welt ist groß, unübersichtlich, verwirrend und unsere bequemen „Welterzähler“ neigen zur Reduktion und somit ist Ausgrenzung und Unbeachtung, zwangsläufig. Der Kunstbetrieb benutzt die Geschichten um Kunst und Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert, betriebswirtschaftlich zur Geldvermehrung. Und hier bin ich an einem Punkt auf den ich mich ebenfalls nicht verlassen will, die Mär vom Ruhm nach dem Tod, der eigene. Da setzt dann der Verzweiflungsberuhiger der Erfolglosen ein, mit dem Standartsatz, „Qualität setzt sich durch“. Wer zu seinen eigenen Lebzeiten es nicht schafft, im Kunstbetrieb anzudocken steht bereits auf der Terminliste der Müllabfuhr. Glück gehabt, einige Bilder sind Öl auf Leinwand. Da vermutet der Mann von der Müllabfuhr oder der Trödler eine Sensation, richtig wertvoll, aber nicht die geistige Leistung des Künstlers interessiert, sondern das Geld interessiert. Ich will mich nicht darauf verlassen 40, 50, 70 oder gar 90 Jahre lang Qualitätskunst zu produzieren und dieses Werk dem Zufall zu überlassen. Das soziale unter den Menschen, in den Gesellschaften funktioniert nicht so gleichmäßig und vorhersehbar wie Naturgesetze. Die Sonne geht hier nicht immer berechenbar auf und unter und wieder auf und unter. Ich will mich auf diese Gesellschaft nicht verlassen. Ich will mich auf keine Erben verlassen. Ich will mich auf keinen Galeristen verlassen. Ich will mich nicht darauf verlassen vom „Kunstbetrieb entdeckt“ zu werden. Ich rate jeder Künstlerin, jedem Künstler dazu sich nicht zu verlassen auf diese Gesellschaft und auf diese Systeme. Für diejenigen, denen das alles zuviel ist, sich um ihr Testament zu kümmern, Bitte lebt dahin, ich gönn es euch. Die Stiftung wird sich freuen, euer Erbe zu werden oder eurer Verwandtschaft dabei zu helfen. Nachlassverwaltung ist eine der Aufgaben der Stiftung. Ich muss nach bisher gesagtem klarstellen das ich kein Millionärhasser bin oder Geld als etwas per se Scheußliches betrachte. Nein. Mir geht es darum, Kunst nicht den Kapitalmärkten zu überlassen, diktiert von Angebot und Nachfrage. Übergeben einem Markt auf dem wenige Menschen Kapital einbringen. Nein. Die Wahrscheinlichkeit auf Urteilsfähige Augen und Verstand zu treffen, ist im Bereich der Kunst zufällig. Es gibt keine Systematik, nur trunkene Zuversicht. Ich kann Kunst nicht definieren, allgemeingültig. Ich fälle für mich nur ein Urteil und Kunst ist eine, im besten falle, Einmaligkeit von einem Menschen, ein menschliches Universum, vielleicht auf einem Stück Papier, unwiederholbare Individualität. Im nicht ganz so günstigen Falle, immer noch hübsch anzuschauen. Dann ist da aber die Künstlerin, der Künstler und diese bleiben in meiner Ansicht auf die Dinge es auch, wenn ich ihre Arbeit nicht schätze. Denn auch schlechte Kunst, ist Kunst und nicht verkaufbare Kunst, bleibt Kunst und wir sollten wissenschaftlich darangehen und nach dem Anfang fragen, nach der Möglichkeit der Weiterarbeit unter den Versuchen und Skizzen unserer Kollegen.
Ein jeder kann sich auch dem Trend unterwerfen, ich zitiere Boris Groys: „Die Sammlung ist nicht bloß das akkumulierte Kapital, das dem Sammler die Macht über den Künstler als Arbeiter verleiht. Es gibt nämlich auch die Arbeit des Sammelns – und diese ist, wie gesagt, auch eine künstlerische Arbeit, weil sie den Dingen unserer Welt den Kunststatus verleiht.“ (Boris Groys, Über das Sammeln der Moderne, in: Wahre Wunder, Köln 2000, S. 229 aus Katja Blomberg, Wie Kunstwerte entstehen, 2000). Auch das ist eine Motivation, ich will in der Kunstwelt eines Boris Groys nicht leben, unter diesen Freiheitsräubern, diesen Diktatoren auf sicherem Terrain, will ich nicht dienen. Das Buch, wie Kunstwerte entstehen, beschreibt wie Geldwerte entstehen, und zeigt eine Tendenz, wenn die Künstlerwelt sich dieser ausliefert, diese die Errungenschaften der Moderne preisgibt. Es wäre Verrat an den Kämpfern für eine freie, jedem zugängliche Kunstausübung, an denjenigen die entbehrt haben, um die Kunst nach vorne zu bringen. Damals gegen das Diktat der Akademien und ihren sicheren Einnahmequelle. Der Kunstmarkt ist eine Einnahmequelle die ich nicht vernichten will. Der Kunstmarkt mit seinen Akteuren soll mit den Kunstwerken handeln die man ihnen anbietet, nicht mehr und nicht weniger. Alles andere ist Sache der Künstler. Kauft, Verkauft, Sammelt, Staunt, Spekuliert und begnügt euch mit freiwillig sich gebender Ehrerbietung des Publikums und macht die Museen nicht zu Plätzen eurer Eitelkeit, zur Weihestätte eures Starbedürfnisses, weil ihr nichts anderes tut als kaufen. Die Organisation von Kaufvergnügen bis Kaufsucht, sollte man nicht überbewerten und daraus keinen eigenen Kunstanspruch ableiten.
Auch bei den Museen selbst, ist ein Rückwärtstrend zu beobachten. Museen waren einmal Aufbewahrungsorte des Adels und ihrer Sammelleidenschaft für allen möglichen Kram der ihnen gefiel. Der Bürger, also der Nichtadelige machte daraus ein Museum wie es heute, noch unbedrohlich, zu verschwinden droht. Die Kunst aus den Schokoladeneiern will rein, Armanianzüge, Ferrarie und BMW´s, alle haben sich schon mal umgeschaut. Da ist sie dann wieder, die Geldaristokratie, die Sonnenkönige unserer Zeit, der Manager. Etliche Manager verhalten sich wie Diktatoren, wollen die Welt vor ihrer Firma betriebswirtschaftlich gestalten. Kein Gewinn, kein Existenzrecht. Wollen die Museen sich zu Partygestaltern und Imageförderer deklassieren. - Ich komme zum Oppositionsgedanken, wie ich ihn einführen möchte und dieser nimmt die Idee aus dem demokratischen/parlamentarischen System auf, versucht die Überführung, Erweiterung ins Kunstsystem um dann von hier aus die Gesellschaften zu bereichern. Ich gehe von der Idee aus: Ein tragendes Element für eine stabile und entwicklungsfähige Demokratie ist es, arbeitsfähige Opposition in allen Teilsystemen zu besitzen. Ich gehe davon aus, das nur demokratische Gesellschaften, die arbeitsfähige Oppositionen zu allen gesellschaftlich relevanten Teilsystemen besitzen, ihr Überleben in die Zukunft der Menschheit hinein sichern. Bei höchstem Bildungsniveau ihrer einzelnen Mitglieder und bei ständiger Arbeit am sozialen. Hier ist mit sozial, nicht Versorgung gemeint, sondern sozial ist das, was Menschen untereinander tun. Es muss an dem Zwischenmenschlichen Verhalten auf allen Ebenen des Lebens entschiedener gearbeitet werden. Am Verhältnis zweier Menschen bis zum Verhältnis von Staaten untereinander.
Gründe, Opposition herzustellen, habe ich ja bereits bei der eigenen Motivation angesprochen. Da wo Sammler und Kuratoren die Tendenz entwickeln den Künstler zu ihrem Angestellten zu machen. Das wird nicht nur von mir beklagt, auch letztens im Deutschlandradio Kultur hat ein Kommentator die Situation bei den kuratierten Ausstellungen als wohlwollendes, auf Harmonie und Einklang gerichtetes Sinfonieorchester bezeichnet, wo der Kurator in der Rolle des Dirigenten den Takt, die Stücke und das Zusammenspiel dirigiert.
Ein weiterer Grund Opposition zu organisieren ist der zunehmende Missbrauch der Museen durch Sponsoren, wie Armani, BMW, Ferrero. Das Ready Made des Marcel Duchamp noch mal umdrehen und gleich eine ganze Firma zur Kunst erklären, wäre die eigentliche Konsequenz.
Oder diese seltsame Preissteigerung für zeitgenössische Kunst, im Museum eine Zwischenlagerung herstellen und anschließende Preiserhöhung ausrufen. Das hat doch alles mehr mit Etikette und Inszenierung zu tun, für letztendlich Dummkäufer solcher Manipulationsgeschäfte. Direktoren die solch einen Quatsch mitmachen, gehören entlassen.
Oder die Tendenz unserer Professoren, für sich Elitenmuseen bauen zu lassen, wie in Düsseldorf unter Markus Lüperts. Hier in Berlin klang es bei einer Teilwerbung nur kurz an, in der Berlinischen Galerie und ihrer Ausstellung über die Professoren der HDK bis UDK. „Professoren brauchen Museen“, ist der Trend. Eine durchgehende Kariere soll die Gesellschaft bereitstellen und keiner darf dran kratzen.
Oder der Versuch das Kino im Museum unterzubringen. Zitat: „ Damit käme zusammen, was zusammen gehört. Ist nicht der Film der tatsächliche Erbe der „klassischen“ Malerei, von der Antike bis zum Anbruch der Avantgarde? … Ist Rubens nicht der wahre Erfinder der kinematographischen Bewegung?“ (Klaus Honnef in „Kunstzeitung“ 114, Febuar 2006, S. 7). Soll ich schimpfen oder besser das Museumsrecht für Pferdeställe, Stierkampfarenen und den kompletten Reichstag einfordern. Jedem gemalten Sujet aus der Kunstgeschichte einen Platz im Museum reservieren.
Auch die Tendenz zum musealen Softporno ist abzulehnen, ein vögelnder Jeff Koons, die ganzen Supermodell´s mit ästhetischen Regieanweisungen, alle sind sie hübsch anzuschauen, nur sie halten sich am falschen Ort auf. Oder liegt es daran das sich die Museumsherrschaft, das Establishment nicht in die einschlägigen Etablissement trauen? Kriegen die Hochdotierte Wichsvorlagen finanziert? Der Mensch ist schön, nackte Körper wunderbar. Diese Art, die griechische Kunst, epigonal als Mainstreamverschnitt, und sehr bequem für die organisierenden Künstler zu Museumswürden zu bringen, ist doch letztendlich genau so blöd, wie bei Werbung, die ohne nackte Frauen nicht mehr auszukommen meint. Nackte Supermodells sind kein Tabubruch mehr, sind keine Aufklärung mehr, sind kein Bildungsbeitrag mehr. Pin up girl´s, nicht mehr und nicht weniger, aus versehen im Museum gelandet, aber raffinierter inszeniert. Die Schönheitsindustrie soll sich andere Werbeorte suchen.
Die schönen Geschichten über die Maler und die Kunst des 19./20. Jahrhunderts haben eine enorme und dabei seltsame Wunschhysterie in vielen Eliten des Abendlandes verursacht. Ich Frage mich warum so viele Menschen die Aufwertung ihrer Person, durch museale „Ritterschläge“ suchen. Welche Erwartungen, welche Hoffnungen spielen hier eine Rolle? Sind hier bald Zustände wie beim Fußballverein Schalke 04, eine totale Identifikation mit gleichzeitiger Reduzierung der Welt. Hier wird geheiratet im Stadion, alle möglichen Produkte haben Vereinsembleme, alles dreht sich um Schalke, etc. Welche Rolle sollen die Künstler und ihre Kunst hier spielen? Natürlich frag ich mich, ob ich Opa bin? Will hier einer eine Zeit retten, die nicht mehr zu retten ist? Die kritisierten Tendenzen halte ich für überflüssige Spielereien bis zelebrierte Dekadenz. Das Museum gebiert sich als Luxuskirmes oder Zirkus wo Zirkus nicht mehr riecht.
Der unbedingte Glauben an sich selbst, eine lange bis lebenslange Motivation zum Handeln im Sinne der Kunst sind Grundvoraussetzungen für jede Künstlerin und für jeden Künstler. Störungen in Form von Zweifel, Depression, Angst oder auch Hemmung können beeinflussen, dürfen aber den Wille zur Kunstausübung nicht töten. Und eine Biografie, die sich über Jahrzehnte um die Kunst bemüht, hat mehr verdient, als sich dem Zufall einiger Beurteiler und deren undurchsichtiger Kompetenz auszuliefern. Ausgehend von der Aussage des Schriftstellers Ernst Jünger, der sagte, das jedes Tagebuch nach hundert Jahren interessant ist, so behaupte ich das jedes Werk nach hundert Jahren, zumindest interessanter geworden ist. Die Stiftung will dem Etablierten sowie ihren Machern, die Aussortierten, Unbeachteten bis Unbekannten, souverän Gegenüberstellen. Die Stiftung baut eine Bühne, und ihre Darsteller heißen anders. Wie oben bereits erwähnt, funktioniert das Kunstsystem auf der Herstellung von Wenig, Ausgrenzung ist Normalfall. Die Stiftung will hier als Korrektiv funktionieren. Die neuen Macher in unserer deutschen Gesellschaft, haben kein tiefgreifendes Bewusstsein darüber, was Krieg bedeutet. Mit Krieg wird wieder „gespielt“. Die Klassenunterschiede liegen offen, die Klassenunterschiede werden verschärft von einem Tag zum anderen. Die Notwendigkeit wachsende Armut zu zulassen, die Bildungssysteme für Alle auf Sparflamme zu organisieren unter dem sich niemals erklärenden, „wir müssen uns Globalisieren“, ist gemeint. Globalisierung wird in Deutschland als Propagandatrick vom politischen, wirtschaftlichen, bildung´s bis journalistischem Establishment benutzt, um Forderung für das Gemeinwohl niedrig zu halten, als Lohndumpingargument, um Sozialleistungen und Renten arm zu halten. Das alles wird auch uns Künstler mehr und mehr einholen, wird unsere Arbeit noch schwerer machen, wird unsere Freiheit bedrohen. Armut ist Scheiße. Und Armut in Würde, ist in diesem Land auch nur Glückssache, das belegen zu Tode getretene Obdachlose. Die Chance, in der ersten Liga mitzuspielen, ein berühmter Millionär zu werden, diese Träumereien waren schon immer selten zu verwirklichen und werden, wie bereits erwähnt, demnächst nur noch für den „Angestelltenkünstler“ möglich sein. Fragezeichen. In einer Gesellschaft in der alle Millionär werden wollen, wird es am Ende keine Millionäre geben.
Genug der Aufzählung an Gründen, warum Widerstand organisiert werden muß, also Opposition. - Ich komme zur Teilhabe. Die Stiftung ist nicht gedacht, ihren anderen Starkult zu organisieren. Es ist noch nicht ausgemacht welche Resonanz und welchen Zulauf diese Stiftung von Künstlern und Publikum erfahren wird. Die Stiftung will eine Gesamtschau auf die Bildende Kunst erarbeiten. Die hierfür notwendigen Kriterien sind von mir nur Stichpunktartig aufgeführt. Das Zwingende, ihr Gehalt, die Dimension und letztendlich die Definition des Sammlungs- und Forschungsauftrags kann von mir allein nur als Impuls erbracht werden. Die Stiftung soll die Bildende Kunst meiner Generation, (der Jahre von 1945 bis maximal zum Jahre 2045) Abbilden, Bewahren, Erforschen und Fördern in ihrem gesamten Spektrum, also auch das, was bei Experten unbekannt ist. Aus der Stiftung heraus soll auch eine Bildungsarbeit in die deutsche und europäische Gesellschaft hinein getragen werden. Die Stiftung hat den Auftrag ihren Schwerpunkt beim Bewahren und Erforschen von Kunst bei den „Anderen“ zu legen, diejenigen Personen, Kunstwerke und Ideen zu sammeln und zu erforschen die im Abseits stehen. Auch Volkskunst, Jugendbewegungen und Ästhetiken des Verbotenen (auch laut Strafgesetz). Eine exemplarische Bestandsaufnahme der Bilderwelten mehrere Generationen. Eine exemplarische Bestandsaufnahme der Ideen, der Wünsche, der Vorstellungen, der Literatur, der täglichen Arbeitsversuche von Menschen andere Gesellschaft, andere Ordnung, andere Welten, etc zu schaffen. Hier soll nicht noch einmal, alles nur das gewürdigt werden, das ohnehin jahrzehntelang die „Lebensbühne“ beherrscht hat. Das „Etablierte“ wird hier in Opposition und Konkurrenz gesetzt und muss sich einer wissenschaftlichen Analyse aussetzen die aus der Betrachtung des Ganzen argumentieren kann.
Um dieses Konzept durchzuführen muss die Stiftung sehr Reich werden und muss Reich bleiben, damit hier Forscher, Künstler, Organisatoren, Lageristen bezahlt arbeiten können. Die erste Million sagt man, ist die schwerste.
Ein Anfang ist gemacht, meine Bereitschaft rund 1600 Arbeiten aus meinem Œuvre, in einer Preisspanne von 120,-€ bis 25.000,-€ zu vermarkten und dieses Geld ausschließlich der Stiftung zur Verfügung zu stellen, als verbrauchendes Kapital, damit ein Anfangsteam seine Arbeit aufnehmen kann. Wer von euch ebenfalls Kunstkapital für die Startfinanzierung bereitstellen will, meldet sich bei mir. Es muss sich keiner beeilen, bis in das Jahr 2007 hinein, ist die Zeit des freien Nachdenkens und insofern kann jeder von euch eine Absichtserklärung geben, die er selbstverständlich nicht einzuhalten braucht. Es wird auch so sein, das jeder der für die Stiftung sich engagieren möchte bis in das Jahr 2009 hinein, es ehrenamtlich tun muss. Hin und wieder vergüte ich bereits Engagement mit Zeichnungen und kleinen, farbigen Arbeiten auf Papier. Es soll auch so sein, das diejenigen mit Engagement für die Gründung der Stiftung ihre Vorteile erhalten sollen, es soll ja keine Ausbeutung organisiert werden, für ein hehres Ziel. Es kann auch nichts Versprochen werden. Aus der Idee erwächst gerade die sich konkretisierende Theorie. Konkrete Handlungen können erst ab 2008 erwartet werden.
Die Jahre 2008, 2009 werden hoffentlich erfolgreiche Vermarktungsjahre, das die Stiftungsgründung mit Geldkapital beginnen kann.
Ich werde mir hier für begrenzte Zeit den Job eines Allrounders, Chefideologen bis Manager der ersten Stund vorbehalten, jemand für die Öffentlichkeitsarbeit wäre der nächste zu vergebende Job, Fundraising ist angesagt. Im ersten Schritt muss ein Lager her und dann wäre der Kauf eines verfallenden Schlosses oder ähnlichem, in einer verlassenen Gegend mit viel Platz für Expansion zwingend erforderlich. Hier soll unser Museum entstehen. Und die nächsten Jobs sind fällig: Architekt und Bauleute, Museumsdirektorin und Lagerlogistiker, auch Strukturentwickler. Gleichzeitig soll in einer Metropole oder auch mehreren Städten Stiftungsgalerien eröffnet werden. Diese Galerien vermarkten die Künstler, die entweder aktive Unterstützer sind, bzw. Künstler und Künstlerinnen die, die Stiftung für wichtig hält. Die Geschäftsbedingungen werden in etwa so aussehen, 40% Künstleranteil, 30% Galerieanteil, 30% Stiftungsanteil. Jeder Beteiligte soll sein Lebensunterhalt hier verdienen können und für jeden wird finanzielle Unabhängigkeit angestrebt.
Parallel soll das Stiftungsmuseum seine Sammlung aufbauen. Die Stiftung soll Kaufen, die Stiftung soll sich Beschenken lassen, die Stiftung übernimmt Nachlässe, die Stiftung verwaltet Nachlässe, die Stiftung vermarktet Nachlässe. Was Schenkungen und Nachlässe betrifft müssen Kriterien erarbeitet werden, die Garantien für die Gönner der Stiftung beinhalten, es muss lukrativ sein für den Schenker es zu tun. Die Stiftung muss arbeitsfähig bleiben, selbst wenn diese hunderte von Nachlässen, möglicherweise geschenkt bekommt. Also wird garantiert beim jeweiligen Nachlass das diesem, der Stiftungszweck zugute kommt und die Stiftung wiederum ordnet den Nachlass nach ihren Kriterien, auch wird immer ein Teil der anfallenden Kosten durch Vermarktung mitgetragen. Die Stiftung wird aber, Nachprüflich, unveräußerlichen Bestand garantieren und veräußerlichen Bestand sich vorbehalten. Die Stiftung soll davon ausgehen das, das blödeste Bild, das heute nicht einmal jemand geschenkt haben will, in fünfhundert Jahren einen Wert haben wird, im Sinne von Vermarktung. Im Sinne des weiteren Stiftungszwecks, Forschungsgegenstand zu sein, bleibt jede Arbeit relevant. Und das wird hier auch gesagt, an der Stiftung arbeiten unabhängige Forscher und diese fällen ihr unabhängiges Urteil und das kann verfehlten Kunstanspruch beinhalten und besagen, ein Bild heit, und dazu noch schlecht. Die Stiftung muss so gebaut sein, das keiner der hier arbeitenden, diese ruiniert, da er ruinöse Verdienste für sich in Anspruch nehmen kann. Schwerverdiener in dieser Stiftung müssen sich selbst verdienen und darüber Gewinne für die Stiftung erarbeiten und Chancen werden auf diesem Sektor nur begrenzt gegeben. Diese Stiftung soll Jahrtausende alt werden und Jahrtausende Wirken. Ewig ist was anderes.
Zurück zu uns Lebenden und wie hier der Zugang zur Stiftungssammlung und zur Stiftungsgalerie für Künstlerinnen und Künstler hergestellt werden könnte. Ich gehe davon aus, das mit wachsendem Erfolg und wachsender Medienpräsens der Bewerberpool steigen wird. Ich kenne große Ausstellungen und Gruppenausstellungen aus den Kiezen. Ich weiß das hier eine Qualitätsbreite existiert vom bereits eben erwähnten blöden Bild das keiner haben will, bis zu verkannten Genies. Dazwischen alles mögliche, die Bilder mit kleinem Fankreis, gekonntes, langweiliges, unpersönliches und, und, und. Die Stiftung wird nicht alles kaufen können, die Stiftung wird nicht jeden zum Oppositionsstar machen können. Die Stiftung hat aber einen Forschungsauftrag und wird hier Exemplarisches gesammelt. Auch denke ich über ein Kunstprojekt nach, in dem soviel Künstler und Künstlerinnen sich vereinigen, wie daran teilnehmen wollen, so vollständig wie nur möglich. Das Riesenarchiv das mir vorschwebt, die Arche Noah, ist noch im gedanklichen Bau. Die ersten Künstler und Künstlerinnen, die vermarktet werden sollen werden aus der Reihe der Vorschussarbeiter für die Stiftung bestehen, werden von mir in einer Größenordnung von 10 bis 20 Personen an den Start gebracht. Dann ist ja da eine Stiftungsgaleristin oder auch ein Mann und mit Stiftungsgalerist und der Gründungsgruppe an Künstlern wird ein Aufnahmemodell entwickelt oder es wird ein Aufnahmemodell vorgegeben, wer die nächsten Ausstellungen bekommt. Die Geschwindigkeit und Verbreitung der Stiftungsvermarktungsstrategie hängt von ihrem Erfolg ab. Viel Umsatz, viel Expansion. Hier ist noch einiges zu klären und ich hoffe auf Expertenrat. Die Stiftung wird Kunst für jeden propagieren. Am Kunstmarkt müssen alle Schichten der Bevölkerung teilnehmen. Wie sonst sollen Tausende von Künstlern ihren Lebensunterhalt verdienen? Auch soll die Stiftung mehr Felder an Arbeitsmöglichkeit, geknüpft an Verdienstmöglichkeit für die Künstlerinnen und Künstler öffnen.
Aber die Stiftung sieht noch mehr Einnahmequellen, da ist das Museum, das allem was durch und um die Stiftung herum passiert, einen Qualitätsanspruch hochhält und den Magneten ausmachen soll für unser Publikum in Bezug zu allen Teilaspekten und Teilaktivitäten der Stiftung. Also, alles womit andere Museen ihr Geld verdienen, damit wird auch das Stiftungsmuseum möglicherweise ihr Geld verdienen. Dieses Stiftungsmuseum will alle Welt sehen, muss Ziel sein.
Wenn das so ist, werden die anderen Geschäftfelder die um dieses Stiftungsmuseum sich bilden, eine Erfolgsstory. Im einzelnen will ich kurz Aufzählen was das sein kann.
– Ein Seniorenheim für Künstler. Die Wohlhabenden finanzieren die Armen mit. In diesem Seniorenheim gibt es Ausstellungsflächen, gibt es Werkstätten für die Senioren und Seniorinnen. Hier kann in Selbstverwaltung, mit Hilfe von Personal ein Ausstellungsbetrieb gemacht werden, das sozusagen Retrospektiven ihrer Bewohner zeigen. Dann ist auch für das Stiftungsmuseum eine Vorarbeit gemacht und es kann für die eigene Sammlung sichten. Hier können die Senioren eine Bühne für ihre Selbstdarstellung haben. Die Vorteile liegen auf der Hand, man lebt unter Gleichgesinnten, Vereinsamung wird entgegengewirkt. Pflegeeinrichtungen und ein Hospiz sollten ebenfalls da sein. Auch ein Friedhof, wo die Steinmetze und Bildhauerkunst zu neuer Blüte aufschwingen soll.
– Eine Universität oder Bildungsstätte kann gegründet werden. Und hier sollte dann ein Generationenmodell zustande kommen. Vielleicht sollte die Idee einer „Freie Universität“ des Joseph Beuys, sich hier endlich gründen können.
– Eine Hotel-, Freizeit- und Workshopanlage, inmitten gestalteter Landschaft. Immer in einer gesunden Mischung zwischen Luxus, Standart und Armenangebot.
– Nur von Bildender Kunst kann man nicht Leben, also ist ein Veranstaltungsort wo Theater, Musik und Kino aufgeführt werden kann, eine sinnvolle Bereicherung.
– Bei einer Struktur die so angewachsen ist, wird Infrastruktur notwendig, Wohnungen und Geschäfte.
Eine Kunstlandschaft herstellen
– Einen Skulpturenfriedhof oder nennen wir es Park. Friedhof deswegen, um alles unfertige und in geschützten Räumen nicht unterzubringende, hier ihren letzten Sinn finden, der möglicherweise auch gefunden wird.
Diese ganzen aufgezählten Ideen, müssen nicht auf einmal angegangen werden, auch nicht unbedingt von unserer Stiftung. Es gründen sich parallel Unternehmungen oder Kooperationen. Es soll rund um das Museum ein Ort der Lebendigkeit, Öffentlichkeit und des ständigen Handelns gegründet werden. Diese Tätigkeiten sollen so organisiert sein, das hier auch Einnahmen ein arbeitssicherndes und existenzsicherndes Stiftungsvermögen aufrechterhalten. Hier soll Verdient, Gefordert und Gefördert werden.
Ich geh davon aus, das gerade im Osten Deutschlands eine Gemeinde zu finden ist, wo alles derart am absterben ist, das hier genug Platz und Freiraum herzustellen ist für unsere Stiftungswelt. Auch was andere Firmen bekommen, Investitionshilfen. Und dieses Vorhaben Hoffnung und Optimismus in dieser Region erbringt. Es muss aber alles von Kunst geprägt und beeinflusst sein. Das hier Kunst dominiert vom Altenheim bis zur Tankstelle muss klar bleiben. Mal sichtbar in der Architektur und der Raum- bis Landschaftsgestaltung, mal von den Inhalten her wird das Besondere des Gesamtkonzeptes hochgehalten. Das Kunstimage und das Image KUNSTdemokratie soll seine Anziehung ausüben und den Standortvorteil erbringen. - Was den Kanon betrifft, also das Regelwerk in dem unser leben und arbeiten definiert wird oder ausgeblendet wird, will ich nur kurz eingehen. Ausgehend von meiner Grundüberzeugung, wer sich nicht bewegt, wird bewegt und wer der Politik nicht sagt was sie zu tun hat, wird tun müssen was diese einem dann vorschreibt. Ich will damit sagen dass, das verschwinden der politisierten Gesellschaft und hier dann noch im weitern Verlauf das Ausblenden vom „letzten Artikulationswillen“ politisierter Sprengsel in dieser Gesellschaft durch die Massenmedien, dies führt zu einer Monomeinung wie wir sie heute haben. In Bereichen, vor allem, wo es um das Gemeinwohl geht und Rettung aus der Armut ist die öffentliche Meinung besonders eintönig. Kein Geld, zu teuer, können wir uns nicht mehr leisten sind die Behauptungen und weil es funktioniert, wird dies geleiert, immer zu von den Eliten. Das diejenigen, die es satt haben vom Meinungsmonopol Propagandafloskeln serviert zu bekommen, genau mit diesen ständig ihre Zeit verschwenden und ihr Geld, genau die fordere ich auf mit der Gewohnheit zu brechen. Macht es euch bewusst und fangt mehr an diese „Belullungsmaschinerie“ zu ignorieren. Interessiert euch mehr für die Tausenden von kleinen Bemühungen des Entrinnen, des Anti, der anderen Welten. Das ist übertragbar in viele, wenn nicht alle gesellschaftlichen Bereiche. Und für die Kunst, die Punkte die ich aufgezählt habe und als oppositionswürdig erachte, genau das soll nicht den Kanon definieren, was Kunst ausmacht und wer Künstler, wie zu sein hat. Ich muss für mich selber ein Fundament an Meinung zu dem was Kanon sein soll und wie meine Opposition ist, noch Erarbeiten. Der Gegner oder den zu Überzeugenden ist vielfach ausgemacht. Und noch einmal wer sich darauf verlässt, das Andere seinen Unmut schon zum besseren gestalten werden, wird fressen müssen was er dann serviert bekommt.
- Letzter Punkt, KUNSTdemokratie, zunächst ein Arbeitstitel für das Stiftungskonzept. Ich könnte auch Beuys anführen und davon sprechen, das wir an der sozialen Plastik weiterarbeiten sollen, was im Sinne vom Joseph jeder hier im Raum anwesende tut, wenn er anfängt zu denken und sein Denken dabei gestaltet. Die Gedankenwelt von Joseph Beuys, lösen bei mir Impulse aus, um von hier aus genauer zu werden und auch handlungsfähig. Zitat. Da Politik Kunst sein muß, darf die Kunst, die Politik sein will, sich nicht nur damit begnügen politische Thematik direkt kritisch abzubilden, sondern muß höhere Organisationsformen des Menschen provozieren.“ Joseph Beuys. Das Konzept der Stiftung die ich hier andenke, lässt sich von solchen Sätzen beeinflussen. Die Stiftung soll mit ihrer Arbeit eine Heerrausforderung, also eine Provokation an die Adresse des Etablierten, des Establishment und der ewig Gestrigen.
Das Demokratie durch die Utopiekraft der Kunst aus ihrer Gefangenheit der täglichen Problemarbeit einen Diskussionskontext hat, wo ständig über mögliche Zukunft debattiert werden kann, ist Tragend für diese Demokratie, für jede Demokratie. Beide Systeme, Kunst wie Demokratie kennen und wollen mit dem Begriff Freiheit operieren. Auch an diesem gemeinsamen Nenner, der Freiheit, soll gearbeitet werden, soll die Idee Demokratie gestärkt werden. Kunst mit dem großen Motor für sich, der Kreativität, die als Freiheitswissenschaft aufgefasst wird und Demokratie als die Gesellschaftsordnung, in der ein jeder Mensch für sich und die Anderen eine größtmögliche Gestaltungsfreiheit für sein Leben entwickeln kann. Genau hier liegt der Kern des Stiftungsgedanken Demokratie und Kunst zu einer Arbeitsgemeinschaft zu machen, zum Tragenden ihrer Gesellschaft. Die künstlerische Arbeit muss autonom sein, hier ist nicht die Rede von einem „Demokratischem Realismus“. Hier ist die Rede vom gegenseitigem Interesse, Teilhabe und Gestaltungsarbeit. Politik will Wirken auf Mensch und Kunst will Wirken auf Menschen, beide wollen Gestalten, Politiker wie Künstler. Beide sollten sich füreinander interessieren. Eins muss aber klar sein, hier ist die Rede vom Antikünstler vom Antipolitiker von einer Antiwelt. Hier ist nicht die Rede vom Reichstag und vom Hamburger Bahnhof. Danke.
Rainer Wieczorek, Berlin 8./9./10. März 2006