MACH MIT-MACH MAIL ART

Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren

Mach mit – mach Mail Art

Der US amerikanische Künstler Ray Edward Johnson (1927 –1995) gilt als Begründer der Mail Art.(*1) In den 50er Jahren stellte er im dadaistischen Geist und der Technik der Collage kleine Objekte her die er „Moticos“ nannte. Aus der Überlegung wie seine Kunst sich verteilen kann, jenseits der etablierter Galerie- und Kunstmarktszene, kam er auf den Postversand und entdeckte so für sich die Mail Art. Anfang der 60er Jahre gründete er die New York Correspondance School (NYCS) deren Netzwerk nach seinen Angaben mehrere hundert Personen umfasste und die er am ende des Jahrzehnts wieder auflöste. In diesem Netzwerk mailte es sozusagen ein knappes Jahrzehnt. Aber erst 1971 wurde der Begriff Mail Art geprägt von dem Kurator und Kunstkritiker Jean-Marc Poinsot. Zwei Jahre später, wurde in einem Zeitungsartikel der Begriff genannt und wurde über diesen Weg von der agierenden Szene dann angenommen. Seither gibt es Netzwerke der Mail Art.

Wie auch im Dadaismus, meinen Kunsthistoriker diesen Phänomenen eine Zeit zuzusprechen und die Arbeit der Gegenwart, also die zeitgenössischen Künstler, in ihrem Kanon unbeachtet zu lassen. Sowie der Dadageist ewig lebt spricht man vom ewigen Netzwerk der Mail Art. Mail Art will mehr sein als Kärtchen verschicken. Mail Art ist SpielArt, was meint das wir unsere Kommunikationsformen auch ändern können. Fantasie an die Macht. Mail Art ist auch DenkArt und will Gemeinschaft bilden. Das Netzwerk der Mail Art schafft künstlerische Identitäten, bringt virtuelle Personen hervor, hier wird auf sich selbst reflektiert, soziale Verhaltensweisen der Teilnehmer verändern sich, man denkt politisch und philosophisch. „Ich sende Ihnen einen Gedanken zu. Bitte denken Sie ihn weiter.“ (Robert Rehfeld) Den Kunsthistorikern sag ich an dieser Stelle das sie unrecht haben wenn sie Anfänge in ihren eigenen Theorien bereits beenden. Ihr seid empirisch analysierendes, dokumentierendes und beschreibendes Publikum, im sinne der Wissenschaft. Wir sind Kunst und machen Kunst nach unseren Regeln. (*2)

Bei dem wenigen Geschriebenen, was ich zur Mail Art bisher gefunden habe, wird das spezifische an ihr mit der Postversendung charakterisiert. Meines Erachtens ist aber der wesentliche unterschied von Mail Art zu den anderen Pluralismen der Kunst, der Gedanke des Potlatsch, also der Schenkung. Jedes Mail Art Projekt würde ich also als Geschenkverteilungsfest bezeichnen und wir können uns überbieten, immerzu. (*3)

Das die Frauen und Männer der Mail Art Szene allen anderen Menschen offen gegenüber agieren, sollte Selbstverständlich sein. Auch das jeder Mail Art Projektverwalter mit seinen Geschenken sorgfältig umgeht, sie archiviert, dokumentiert, den geschenkten Gedanken ein größeres Publikum zu ermöglichen versucht und soweit die eigenen Kräfte reichen in seinem Netzwerk kommuniziert, auch das sollte Selbstverständlich sein. (*4)

Ich sende Ihnen einen Gedanken zu: „ Demokratie, aber wie ? „ Bitte denken Sie ihn weiter. Bis zum ende diesen Jahres, ist dieser Gedanke und seine Weiterentwicklung unser Mail Art Projekt 2009. Technik frei und Jury frei. Danke. (*5)

Rainer Wieczorek, Berlin am 14.1.2009

Anmerkungen:

*1) Ray Edward Johnson als Begründer der Mail Art zu behaupten stößt auf ein wenig Skepsis. Man vermutet mehr in der Ursuppe des Dadaismus, führt die Situationisten an und die Pataphysik. Die Mail Art ist kein Verkaufsschlager und insofern werden wir warten müssen auf eine akribische Arbeiterin, der auch Mann sein darf und diese uns eine überzeugende Geschichte erzählen, mit Beweisen zum Ahnenkult der Mail Art. Ich persönlich plädiere dafür die Mail Art weniger von hinten bei den Eitelkeiten weiterzubauen, besser mehr Brücke zu bauen ins Lebende. Der Mail Art eine gesteigerte Kraft anzuarbeiten in Richtung eines geistig rüttelnden Gebildes, bei dieser einen philosophischen Diskurs zu erzwingen. Bildchen allein ergeben nichts unsterblich Eigenständiges gegenüber exbeliebigen Kunsttransporten, in Noppenfolie eingepackten Bildern mit Briefmarke. Phantasie wird gefordert. Woher, wohin, wozu! Wir erwarten.

*2) Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, das was ein modernes in die Zukunft gerichtetes Künstlertum sein kann, im wesentlich Fremdbestimmt durch Marktgesetze in die Köpfe allzu vieler Frauen und Männer der Kunst oktroyiert sind. Billige, trunkene Eitelkeit von Namensgebender Weltgröße wird von einem Vorratsvernichtenden Establishment Erzwungen und die Kunst wird vernichtet. Etwas anderes und widerwärtiges belügt ein nichts dagegenhaltendes Publikum. Die Moderne, mit Aufklärung, schon immer verratener Demokratie, sich erhöhender Menschlichkeit und einem gestaltendem Ich das ein Wir bedingt, wird immerzu vernichtet. Wir leben immer mehr in einem seltsamen diktatorischen nicht wahrgenommenen geblüme. Die Medienwelt, eine vernetzte Arbeitsorganisation erzählt uns eine ihrer Wahrheiten und das Ich lebt im Dunkel, Unbekannt, Dschungel sich robbent eine eigene Wahrheit zu konstruieren. Wenn ich mich umsehe, so erspürt es Abbruch der Moderne, Geilheit, Gier, Tod und Spieler der studierten Dummheit. Kunst stirbt und wächst aus Bäuchen wilder als es war.

*3) Auch der Gedanke des Potlatsch kann Überfordern, kann ins absurde bis letztendlich widerliche entgleiten. Woher und vor allem wer hat den konkreten Potlatsch erarbeitet? Wen da ausgepresst wird ein Mensch, damit da ein anderer Mensch beschenkt seinen Ballon aufblasen kann! Was ist gewonnen an Menschlichkeit, Nichts? Das eingebaute Abstraktum Geld oder nicht, ist vorerst nur eine Vertuschung des ewigen Sklaventums und ihre Halter. Dieser Satz hiervor wird mit jedem neuen Tag deutlicher, das Öffentliche treibt uns jeden Tag mehr und mehr ins Sklaventum. Das Widerspenstige kennt sich nicht, du bist ganz allein.

Der Potlatsch kann dich auch zu einem Getriebenen an Verpflichtung, Tradition, Familienfesten und dergleichen, sowie zum Sklaven deiner eigenen Wünsche und deinem Darstellungsdrang machen.

Gesehen, damals ein Spielfilm, unser modernes Märchen, eine Millionenerbin schenkte und verbrauchte alles hin bis aufs Totenbett. Solch einen unschuldigen Potlatsch, können die wenigsten leben.

*4) Vernetzung, Netzwerke gründen ist eine populäre Aufforderung dieser Zeit, immer wieder geäußerter. Unsere Zeit denkt aber immerzu, zu allem Betriebswirtschaftlich und dies verkürzt auf schnelle Profite zielend, dummer Kapitalismus kann ich auch sagen. Ich will ein Künstler des Widerständigen sein und Opposition behaupten und von hieraus, hierhinein Netzwerke bauen mitdiskutierend. Dieses Netzwerk muss eine Gegenöffentlichkeit herstellen jenseitig einer medialen Konzernmenschheit. Rauchzeichen, coquilleische Strukturen im Namen Robin Hood, Posthorn und Internet das nicht Googelgates heißt. Arbeit aus der sich die Knechte befreien und ein Antikonzernnetzwerk bilden. Es läuft in meiner Gedankenwelt immer wieder auf den Punkt zu: eine sich übersteigende Menschlichkeit erwecken, die noch keiner kennt oder vorbereitende Instanz werden und sein.

*5) In allen Politikkonzepten der Menschheit steckt doch immer nur ein wenig etwas, das UNS, weiterbringt. Eine nachhaltige Revolution findet in jedem einzelnen Gehirn statt und wird sich von hier aus eine Gestaltungskompetenz erarbeiten. Ein Bewusstsein für Menschlichkeit, die noch gar keiner kennt. Fortwährende Evolutionen: für sich, das Ich und unser Wir. Resümee von DEMOKRATIE, aber Wie?, heißt Menschheit, aber wie? „Wer kämpft, kann verlieren – Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“, sagt der Bertold Brecht. Nichts ist fertig, alles Übung und die Überwindung des Todes liegt im Nächsten. Unser Denken muss sich aus dem Heute durch die Geschichte auf die Zukunft trainieren und orientieren. Weltbürger sollen wir werden und das soll etwas anderes sein als belogene globalisierte Angstmenschen, Autofahrende Weltsklaven oder gar Opfer perfider Ausbeutungsmacht. Mach mit – mach Mail Art, ob als Künstler oder Interessierter, Frauen wie Männer, selbst wenn ihr Kinder seit. In allen Sprachen. Technikfrei und Juryfrei. Aus allen Einsendungen wird in 2010 eine Ausstellung konzipiert.

Mach mit – mach Mail Art: „ DEMOKRATIE, aber Wie? „ das laufende Projekt 2009

Bitte ihre Mail Art per Post oder Persönlich bis Ende Dezember 2009 an: Rainer Wieczorek, Reuterstraße 85, 12053 Berlin ( 030/ 61 3456 2 )