Berlin hat seine Künstler noch nie gut behandelt

Wissen sie, Berlin hat seine Künstler noch nie gut behandelt, vor allem die, die diese Stadt ihren sog auf die Welt verdanken. Oh, ich vergaß die Akademiker, unsere langweiligen Beamtenmaler und ihren Sold mit Ortszuschlag! Sehr üppig hier alles und nie genug. Ja, ja und die Philharmoniker! Festeinstellung heit, auch fern meiner Prekariereinnahmen. Meine Malerei kommt aus Kellern und unbeheizten Buden. Selbst hier wird’s immer dünner, der Jetset braucht Platz und die großen Tinnefsammler noch mehr. Auch mag mich mancher nicht mehr kennen, denn ich beleidige das Geld. Ach liebe Perlendame mit bedeutungsvollem Gatten, mir geht’s ausschließlich um die Kunst und ein gutes Benehmen zu jedem und jeder die hier kraucht und deren graden Buckel. Und dann ist da eine Phantasie die Wirich treiben in eine unverstandene Welt, ins wildere, ins bessere, ins Wunderland. Ichwir entfliehen aus dieser Banalität des Tatsächlichen, Blutbeschmiert, Schmerztriefend, aber auch fett und klebend. Und wenn ich Kapitalismus hör wird mir ganz übel, auch wenn ich lachen kann, da ich es verstehe eine Kartoffelschale ganz exklusiv zu kochen. Dennoch seid ihr Schnellgierhaie entsetzlich dumm, denn ihr gefährdet die Harmonie für eure Kinder, aber auch die eurige. Und das ganz große Geld der Alle, dazu fehlt der Plan es zu verdien. Dann prügelt euch, ich geh derweilen spaziern auf meine Linien, hinein in die Form, verschwinde in der Phantasie. Schnappt euch aus den Impulsen zugeworfener Wörter Gehalte für ein Leben jenseits sklavischer Verharrung. Adieu.

Rainer Wieczorek, Bährlin 5.3.09