Gedanken Machen, Fortschritt Machen

Rainer Wieczorek, Redebeitrag zum 30.1.2003, 20°°, „Gedanken Machen, Fortschritt Machen“

In einigen Punkten möchte ich mich auf meine Vorredner beziehen, vor allem auf Konstantin Ingenkamp, der die Situationisten erwähnte.

Zunächst die Situationisten und die unmittelbaren Vorgängerbewegung, die als Lettristen bezeichnet wurden. Mit beiden habe ich mich nicht sonderlich ausgiebig beschäftigt.

Ich bin bekennender DADAist. Bei meinem Studium zum Dadaismus, vor allem mit desen historischen Verlauf, wie ihn einige Kunsthistoriker darstellen, und mit dem Ehrgeiz etlicher Künstler, sich über Begriffseinführungen und ihrer persönlichen Ausschmückung als „Pioniere“ zu etablieren, sind mir zwei Aspekte sehr oft aufgefallen: Zum einen etliche Historiker haben den Dadaismus so um 1920 für beendet erklärt und zum anderen vorwiegend Künstler wechseln gerne den „Familiennamen“.

Ein Punkt will ich hier Wiederholt unmissverständlich klarstellen und dies vor allem an die Adresse der Kunsthistorie:

Es sind die Künstler, die Frauen und Männer der Kunst die eine Bewegung beenden und sie beenden sie dadurch in dem sie nicht mehr an dieser Arbeiten.

Am Dadaismus wurde fortlaufend gearbeitet und nicht nur von den Protagonisten der ersten Stunden.

Ich persönlich habe aus meinem Studium zum DADAismus zwei Slogans kreiert:

  1. DADA LEBT
  2. DADA hat tausend Namen

Einer der tausend Namen ist sicher auch Situationist zu heißen. Einer der immer wieder genannten Theoretiker der Situationisten, Guy Deboard, für ihn gilt es als sicher:

„dass der dadaistische Geist einen Teil aller Bewegungen bestimmt hat, die auf ihn gefolgt sind, und dass sich ein historisch dadaistischer Aspekt der Negation in jeder späteren konstruktiven Position wiederfinden wird, solange die sozialen Verhältnisse nicht abgeschafft worden sind, die die Wiederholungen von verfaulten Strukturen erzwingen, deren geistiger Prozess völlig beendet ist. Die Gründer des Surrealismus, die in Frankreich an der Dada-Bewegung teilgenommen hatten, waren darum bemüht, das Feld einer konstruktiven Aktion zu bestimmen, indem sie von der moralischen Revolte und dem äußersten Verschleiß der traditionellen Kommunikationsmittel ausgingen, die durch den Dadaismus an den Tag gelegt wurden. Der Surrealismus ging von einer poetischen Anwendung der Freudschen Psychologie aus und übertrug die von ihm entdeckten Methoden auf die Malerei, den Film, und einige Aspekte des alltäglichen Lebens, dann, in einer verschwommenen Form, auch sehr weit darüber hinaus. Denn es kommt für ein Unternehmen solcher Art nicht darauf an, absolut oder relativ Recht zu haben. Sondern für eine gewisse Zeit.“ (Zitiert aus dem Internet)

Ein Problem behindert eine mögliche kollektive Durchsetzungsfähigkeit von Ideen aus dem Kontext der Kunst:

Die Eitelkeiten einzelner Künstler, ihre die eigene Kunst zur Absolutheit zu erklären, als „Muß“ für alle anderen, und im Extremfall ausgedehnt auf die einzelne Persönlichkeit und ihrem sozialen Leben, in all ihren Kontexten in der Gesellschaft. Solch eine Einstellung setzt Endpunkte. Dem Einzelnen Künstler bringt es begrenzte Vorteile. Vor allem dann wenn er eine genügend große Anhängerschafft für sich gewonnen hat die all das mitbringt was er oder sie sich erwünscht: Geld, Raum, Einfluß, Mohrrüben, Segelboot, Murmeln, gut dotierte Positionen usw., etc. An diesem Punkt möchte ich Konstantin Ingenkamp zumindest eine richtige Ahnung zubilligen zu dem Satz

-Kunst definiert sich durch den Ausschluss von Nichtkunst-

An dieser Stelle kann auch noch hingewiesen werden, das es keine gültige Definition gibt nach der sich eine Person Künstler nennen kann oder mit der man Kunst bestimmen kann. Die Frage nach der Legitimation von Künstler und Kunstwerk beobachte ich bei der zeitgenössischen Szene als Kampf in dem der Stärkere gewinnt, -Sozialdarwinismus-, und ich würde eher von einer Legitimationsproblematik reden die sich bewegt in einem Feld von Willkür, Inkompetenz und Glück gehabt.

Es wird auch unter Künstlern kräftig gegenseitig die Legitimation bestritten. Und der Hauptbeweggrund liegt im jeweiligen Urteil das der andere über den anderen fällt: Gutes Bild ist Künstler, schlechtes Bild ist kein Künstler. Es wird auch mal näher Begründet: gab es schon, der malt wie, manieriert (geziert, unnatürlich), kitschig, zu bunt zu rot etc. Auch mir persönlich gefällt recht wenig an zeitgenössischer Kunst, oder gar begeistert die allerwenigste Kunst die ich hier in Berlin zu Gesicht bekomme, vor allem die Waren des Kunstmarktes: Art Forum, Kunstwerke, Berlin Bienale (die Berlinchen Bienale wie ich sie zu nennen pflege), ebenso die Kuratorenkunst berührt mich nicht. Vor allem weil diese Kunst auf einem Podest steht wo sie nicht hingehört. Zu hoch bewertet, zu teuer, unnahbar, nahezu kritiklos scheinbare Maßstäbe setzend. Dennoch sind es meine Kollegen und Kolleginnen die Kunst produzieren. Sie gehören in meine Vorstellung von einem Kunstsystem.

Das Kunstsystem der agierenden, da wo das soziale am leben ist würde ich drei Hauptkategorien annehmen:

  1. Die Verwalter (Galeristen, Museumsleute, Kuratoren, Kunstamtsleiter etc
  2. Das Publikum(Als Unterhaltung, Kritik, Berichterstattung
  3. Die Produzenten

Der Einzelne kann mehreren der genannten Kategorien angehören.

Ich denke das wir Künstler, wir Produzenten von Kunst uns ein neues Karrieresystem geben sollten, besser müssen. Schon alleine deswegen, das wir nicht so viele – ich nenne sie jetzt einmal –emotionale Leichen– schaffen-, unter uns Kollegen. Mehr sollten unterschiedlichste Qualitäten zulassen. Wir sollten mehr tun für das Kollektiv Kunst, mehr tun für die Solidarität untereinander. Wir müssen dabei auch immer klar trennen zwischen Diskussionen über Kunstwerk und Diskussionen über Forderungen oder Positionen gegenüber der Gesellschaft. Wenn es um Inhalte und Qualität der Kunst geht da streiten und diskutieren wir weiterhin. Wenn es aber um unsere Stellung in der Gesellschaft geht, um Möglichkeiten der Existenzsicherung, um die Freiheit der Kunstausübung da sollten wir ein starkes, solidarisches Kollektiv Kunst ausmachen.

Dem Vereinzelten, der nicht gefallen hat, keine ihn verteidigende Anhängerschafft gewinnen konnte „läutet die Totenglocke“ und hier kann ein Kollektiv Kunst regulierend wirken. Es gibt die Einstellung Künstlern gegenüber dahingehend: das sie eigentlich nicht beurteilen können ob sie gute erhaltenswerte Kunst produzieren, darum sind „wir“ da und nehmen die Qualifizierung und Eignung vor. „Wir“, das sind die Diktatorenmenschen aus den Kategorien Publikum und Verwalter. Ich setze in die Kunstbeurteilende Fachwelt, kein Vertrauen. Sie gibt ständig damit an einen Van Gogh für die Nachwelt gerettet zu haben, aber ich möchte die Van Gogh´s sehen die auf Dachböden verrotten, im Müll landen, die die verloren gegangen sind, die die gerade verloren gehen. Wir sollten mehr dafür tun das unsere Arbeit, unsere Ideen behütet werden. Wir sollten uns ein größeres Archiv anlegen und gar nicht darauf vertrauen das man irgendwie entdeckt wird, der sogenannte Ruhm nach dem Tod. Das ist alles Quatsch, schöne Geschichten für das Publikum. Natürlich auch Trost und wer diesen nötig hat, lassen wir die Illusion leben.

An dieser Stelle will ich mich wiederholen und die etablierten, die arrivierten dazu auffordern an einem starken Kollektiv Kunst mit zu arbeiten das alle Qualitäten, alle Ahnungen und alle Künstler in sich aufnimmt und aus sich her raus ein „Karrieresystem“ entwickelt. Ich will dies zusammenfassen im dem Satz: Die Kunst ist mehr als Ihre Beiträge.

Dies gilt auch für Kollegen die man mit Attributen schmückt von der Größte, der Beste, Einmalig, Jahrhundertgenie etc. usw.. Picasso, Michelangelo, Bacon, Baselitz, Richter und bemüht ein jeder sein eigenes Lexikon, sein Who ist Wer. Sie alle schöpfen von den Ahnen und sollten ihre Erkenntnisse bereitstellen für zukünftige Generationen. Ein Kollektiv Kunst bietet mehr Schutz als die Kunstmarkt Ansicht unserem Großaristokraten Lüpertz, der Malerfürst: dieser irrt sich Gewaltig wenn er meint das teure Kunst automatisch geschützt ist nur weil einmal dafür viel Geld bezahlt wurde. Wir alle sind Teil und nie das Ganze, Mengenlehre.

Noch eine Anmerkung zu DADA und seinen tausend Namen in diesem Geist: Die wenigsten Akteure hier sind Maler mit Leidenschaft und kompensieren ihr nicht können, durch nicht wollen und propagieren ein ende der Malerei und das ist nicht zulässig, vertragt euch Maler und Künstler, da wo der eine das andere nicht tut.

AKTION mit Schnipseln machen–

(Situationsbeschreibung: Tausende von Schnipseln wurden über das anwesende Publikum in den Raum hineingeschmissen. Die Schnipsel waren bunt, mit Buchstaben, Sätzen; Wörtern, Fragmenten von Wörtern und Sätzen, sowie Zeichnungen versehen.

Ich machte dies als Dadaist und der Situationist würde auf den Lettristen verweisen.
Und natürlich haben Surrealisten diese Idee zuerst gehabt.
Wir könnten eine Workshop jetzt veranstalten:
„Schiller aus der Tüte“
Der Kietzschiller 2003, ein Hommagierter Dadaworkshop
würde ich es nennen und sie auffordern mit Klebestift und Kugelschreiber ihre Schnipsel irgendwo hintereinander zu kleben, zu erweitern, die tollsten Texte, schillernd über Schiller hinaus machend, situationistisch über den Kietz der deutschen Gesellschaft zu einem besseren Pisaplatz verhelfen.

Meine Probe mit den Schnipseln aus der Tüte und einigen Zusätzen ergab:
OH OH
325 uniformity DNA
eine Stadt.
Eines Ende nachdem gerade Michheit
fand in der Tüte Infos zu Platz
Wo aber darf ich sein, mein Sein. )

Ich will nun eine weitere Frage behandeln die Konstantin Ingenkamp aufgeworfen hat: „Kann Kunst der Entödung des Sozialen dienen?“

Konstantin Ingenkamp hat dies verneint. Ich dagegen würde sagen das Kunst auch gute Sozialarbeiterische Konzepte aufweist, gute Soziokulturelle Arbeit kann Entöden. Kunst kann hier allenfalls einen Beitrag liefern. Kunst kann nicht Sozialarbeit ersetzen. Das generelle Problem ist das soziokulturelle Projekte in der Regel von kurzer Dauer sind und selten verbindlich fortgesetzt werden. Warum sollen sich nicht Künstler versuchen wo Pädagogik, Sozialarbeit und andere Präventionen, plus dem Elternhaus kontinuierlich versagen. In der Kunst wird mit dem Spiel gearbeitet, hier gibt es die Freiheit grammatisch falsche Sätze zu schreiben und dennoch mit diesen Mitteln etwas bewundernswertes zu erbringen. Korsette für Momente sprengen die von der Erziehung gesetzt werden, von Normen, von Regeln, den ganzen Tag richtig funktionieren. In der Kunst mit der Kunst kann man Frei sein für ein paar Stunden und das kann funktionieren wie Medizin. Ein Problem lauert allerdings am Horizont, sollte denn der jenige der an der Medizin Kunst genascht hat nun Künstler werden wollen so kann er sich auch zum sozialpsychologischen Problemfall entwickeln, der wiederum der Therapie bedarf.

Unter dem Gesichtspunkt Hereinnahme, Hereinnahme in das Kunstsystem in die Kategorie Produzent will ich mich dem Kern meines Vortrages annähern. Anstelle des Begriffs Hereinnahme könnte man auch von –Nahrung für die Kunst—sprechen.

  1. Ich empfinde die Bildende Kunst seit mehr als 100 Jahren als sehr innovativ. Ihr aufsaugen an Materialien, eine wahre alchimistische Küche mit der gemalt wird, gezeichnet wird.
  2. Mit den Bildentwürfen von Kindern und Irren wurde sich beschäftigt, ihre Bilder werden ernst genommen das System Kunst nährt sich an den Kinderbildern, an den Bildnissen der Idioten. Nach herkömmlicher Bezeichnungsweise ist nun ein dreijähriger der mit Buntstiften auf einem Blatt Papier abstrahiert kein Künstler und es ist auch dann keine Kunst. Aber es gehört als Nahrung auch ins System Kunst oder wenn sie wollen in die Welt der Kunst. Bei den Idioten, neudeutsch, den Geistig Behinderten verhält es sich ähnlich.
  3. Durch DADA kam nicht nur das Spiel mit den Wörtern, sondern auch in der folge Musik, Aktion, Performance, Happening, Installation
  4. Fremde Kulturen fanden Aufnahme in der modernen Malerei: Picasso, Matisse und die afrikanische Maske; Klee und Mark atmeten den Orient; Gaugin die Südsee; Van Gogh faszinierte sich für Japan; Beuys und die Schamanen, Duchamp die industrielle Warenwelt
  5. Die Fotografie die kurzfristig als Konkurrenz begriffen wurde und von da obligatorisch jedes neue Medium von der Bildenden Kunst bearbeitet wird
  6. Landart
  7. Architektur
  8. Licht
  9. Vergängliches
  10. Konzeptuelles
  11. Soziale Studien als Adaption, als Verfremdung, als Empathie (Einfühlung in andere Menschen)
  12. Etc sag ich jetzt einmal

Es ist nicht klar wohin die Kunst sich entwickelt, sie ist aber immer noch dabei ihren Erfahrungsraum, ihr Terrain das sie bearbeiten will zu erweitern, was ich persönlich auch als Ausbau der Klassischen Moderne begreife. Die Kunst Erfindet weniger, sie adaptiert sehr viel mehr.

Diese Beispiele an Hereinnahme, an Nahrung für die Kunst befähigt uns immer mehr ein gestaltendere und relevantere Positionen in der Gesellschaft einzunehmen. Wir Künstler haben allerdings ein großes Problem und das ist die schlechte Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum. Die Unverbindlichkeit bei der Arbeit am gesellschaftlichen. Hier bin ich beim Kern meines Anliegens.

Die Produktion von Kunstwerken für den Kunstmarkt ernährt nicht die existierende Künstlerschar. Ich will sogar behaupten das die aktuelle Produktion von Kunst für den Kunstmarkt das System Kunst verdummt. Das angewiesen sein auf den Kunstmarkt, das sich richten nach diesem führt uns weg von Bildung und Erkenntnisgewinn. Blockiert den Forschergeist. Zementiert den Kunstgeschmack einer wohlhabenden Kunstschickeria. Der Künstler entwickelt sich hin zum Kunsthandwerker, zum Warenproduzenten mit Marketingstrategien ausgerichtet auf einen Markt der ihn kauft.

Das geht in Ordnung wenn daneben genügend andere Existenzmöglichkeit für die Frauen und Männer der Kunst existiert wo diese ihren intelekt einbringen können. Man kann sich dem Kunstmarkt widersetzen, man kann sich dem herrschenden Mainstream widersetzen, man kann aus der Mitte treten und am Rand existieren. Aber warum soll man als Künstler im Schatten stehen und sich vom Skorbut bedrohen lassen. Wir sollten intensiver um Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum kämpfen, es persönlich einfordern und unsere diversen Organisationen es abverlangen das sie sich einsetzen für die „Humanisierung der Kunstwelt“. Und wir Männer und Frauen der Kunst sollten auch etwas dafür bieten und das für mich naheliegendste ist die Gestaltung unserer Städte und Landschaften einzufordern.

Wie schafft man hier bezahlte Arbeit für Künstler und welche Arbeit könnte dies sein. Welche Arbeit kann es sein die es einer Gesellschaft wert ist das sie diese zulässt und bezahlt? Arbeitsplätze für Künstler schaffen.

Es ist sicherlich eine umfassende Lernbereitschaft von Künstlern und Gesellschaft von Nöten, auch eine Demokratiebereitschaft in der öffentlichen Gestaltung, auch so etwas wie eine autonome Künstlerpersönlichkeit, vielleicht mehr ein Künstler der Fachautorität besitzt, müssten Definitionspunkte dieser Kunstberufung sein.

Es geht um würdige Existenz, es geht um das Recht auf Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum, es geht um das Recht Gestaltungskompetenz sich erweben zu dürfen, es geht darum Verantwortungsübernahme in dieser Gesellschaft vorzubereiten, in Qualität zu bringen, sie einfordern, sie deligirt zu bekommen und letztendlich Verantwortung übernehmen.

Verantwortungsübernahme hat implizit immer ein Maß an Machtübernahme zur Folge. Die Verantwortungsfrage wird von den Künstlern vernachlässigt. Die Machtfrage ist suspekt bei den einen, und andere bedienen sich ihrer. Das soziale Gefüge der Kunst steckt auch hier voller Ungerechtigkeit. Es ist mehr als wichtig, dass die Frauen und Männer der Kunst über ihr soziales System nachdenken und es zukunftsfähig machen. Unser System muss autonom werden mit einem hohen Grad an Fachautorität in ästhetischen Fragen und ihrer Umsetzung in konkrete Produkte außerhalb der direkten Kunstproduktion.

Wie könnte so ein Arbeitsplatz für einen hochqualifizierten Künstler aussehen.

Er hat sicherlich studiert, mehr als Malen. Konnte viele Vorraussetzungen und Methoden zur Kunstausübung erlernen, es gibt nämlich das Kriterium nicht mehr NUR über die Talentauswahl, was ich –-Talentzensur— nenne zu einem Studienplatz zu gelangen.

Die Arbeit im Atelier ist fortan die Stätte der Ideengeburt, der Ort seiner Philosophie. Die Kunstproduktion um der Kunst willen bleibt erhalten. Nur dieser Anspruch allein hat uns noch nie ernährt und wird uns niemals ernähren, wenn wir Künstler bleiben wollen und nicht Bilderproduzenten für Konsumgesellschaften mit Wegwerfmentalität unterstützen wollen.

Kunst muss sich einem Bildungsauftrag für ihre Gesellschaft bewusst werden und letztendlich den Beweis erbringen, dass sie eine Wissenschaft ist. Kunst als Wissenschaft der Fantasie, des Unbewussten, der Linie, der Form, der angewandten Ästhetik.

Ähnlich wie Professoren sollte ein Teil der Zeit für die ganz persönliche Kunstausübung verwendet werden und ein anderer Teil an Arbeitszeit in die Gestaltung der Städte und Landschaften investiert werden. Es wird nicht mit bestehenden Berufen konkurriert oder angestrebt diese zu ersetzen, sondern es geht um gegenseitige Bereicherung, Qualitätssteigerung und Zusammenarbeit. Der Künstler als Gestalter von Zusammenhängen vereinzelter Ästhetik.

Ein anderes Berufsbild würde sich mehr im Bereich ansiedeln von vereinzelter Produktgestaltung mit Mitteln der Kunst und natürlich Kunst pur. Nur es ist mittlerweile Usus geworden das Künstler kontinuierlich Aufträge bekommen.

BAUHAUS DEUTSCHLAND – BAUHAUS EUROPA

wäre ein guter Slogan, aber Bitte mehr als Metapher und nicht als Kopie. Diese Künstler dürfen nicht eine gesellschaftliche Stellung bekommen aus der heraus sie sich benehmen können wie eine sakrosankte Elite oder wie abhängig funktionierende Staatskünstler agieren müssen. Da wo der Künstler für die Öffentlichkeit arbeitet ist er in demokratische Prozesse eingebunden und hat zu überzeugen.

Abschließend würde ich resümieren, das vieles von den Gedanken die ich hier vorgestellt habe vereinzelt und ähnlich existieren und auch als Kleinprojekte erarbeitet wurden und werden. Was fehlt ist Verbindlichkeit, hineinwachsen in Tradition und Regelwerke die unabhängig weiterexistieren und dasind für nachkommende Künstlergenerationen.

Bei dem letzten Vortrag kam die Frage aus dem Publikum, wo den die Gestaltung durch Kunst hier im Kitz stattfindet? Und als Antwort darauf würde ich sehr gerne eine Setzung hier machen, im Sinne des Vortrags. Dazu werden ca. 100 L Ölfarbe benötigt.

Ein Ensemble von 3, 5, 7 Pfählen, Laternen, Verkehrsschildern, wie immer man diese tausenden von Stangen nennen mag an denen was drangeschraubt ist und die wie Spargel aus städtischen Boden schießen, solch ein Ensemble möchte ich zu Kunst machen über die Assoziation Ölfarbe.

Januar 2003