Die „Antiwelt“ ist nichts anderes als Opposition. Und Opposition sollte immer anders Handeln, sonst ist sie überflüssig. Das Anti als Anders. Das Anti als Vermehrung. Diese Oppositionen werden kontrolliert und bekommen ihre neue Opposition.
Eine pragmatische Beschränkung der menschlichen Unzulänglichkeit seine Nächsten zu Achten, zu Schützen, nur zu Lieben und den Anderen alles zu erwerben lassen was er selber hat. Begrenzung und Kontrolle des treibenden Egoismus, ab da wo er das private verlässt oder für die Anderen bedrohlich ausweitet, so das diese sich einengen müssen, ist Notwendig.
Es geht um die Herstellung von Universalien für das menschliche Zusammenleben. Frei genug und eng genug. So das, das `Kleine´ lebt und das `Riesige´ wachsen kann. Und beide hatten sie nur einen Apfel voll Energie, vom gleichen Baum.
Ich will nicht `Kämpfen´, Zukunft. Ich will Leben, `Arbeiten´. Ich Gestalte meine Arbeit. Arbeit ist nicht zwangsläufig Lohnabhängig sich Ausbeuten zu lassen und dabei das eigene Grab schaufeln mit Regeln die Andere oktroyieren. Das war schon immer falsch verstandene Arbeit, das war immer nur Raub.
Es ist so, das Beuys sich als Ursache gesetzt hat. Eine deutliche Setzung in diese Welt, als ein Keim in die Welt der Kunst, das Wir „Gestalten“. Dieses Gestalten ist mehr und anders als das herkömmliche Malen, Tanzen, Dichten. DADA Lebt! Jeder nehme von Beuys die Begriffe und Ideen und denke selber. Die Künstler haben sich von der Weisung Auftragserfüller zu sein, befreit und diese Befreiung soll den Menschen Ansich erreichen. Das L´art pour l´art, ist jedes Künstlers eigene Entscheidung. Das postulieren des L´art pour l´art als alleinigen Grundsatz für die Kategorie Kunst zu setzen, führt die Kunst zu Endpunkten. Das des L´art pour l´art als praktizierte Möglichkeit schafft Freiräume, ist Erweiterung. Systeme die sich nicht durch Außenenergie befruchten wollen, sterben an Ermangelung geistiger Nahrung.
Ich als Künstler werde mich keiner Doktrin unterwerfen. Ich werde kein `Hamsterrad´ betreten: das Schöne malen, das Rechteck, das Thema So und So; Einzig. Jahrtausende lang hat der Künstler `seine Welt´ mit Stift und Pinsel auf eine `Folie´ gebannt und siehe da, diese ist auch formbar von allen Seiten, die Skulptur. Und dann DADA, der Große `Knall´, der Durchbruch, das Ende des Spezialisten. DADA ist Auftrag. Der Dadageist ist weitläufig unbegriffen. Beuys ist ein Kerzenlicht in der großen Dadaevolution. Und auch ich will Lichtvermehrung betreiben. Die Kunst gestaltet fortan die Welt. Das ist mehr als Design. Das ist mehr als behübschung der Welt und das ist mehr als Arbeitsspiel an der Schönheit.
Den Kunstbegriff erweitern. Die Sisyphusarbeit, durch Begriffe an einer besseren Welt zu Wirken, ist freie Entscheidung der daran Handelnden und nur eine Möglichkeit von vielen Weltverbesserungs-arbeiten.
Ich will Selbstentscheidung, hier fängt mein Spiel an, meine Arbeit ist darin begründet.
In Angesicht des nicht Ansichtbaren, des Unüberschaubaren, im flirren des Unendlichen, arbeitet man, spielt man, macht sie, passiert etwas, irgendwie Blind, immer eingeschränkt. Ein Mosaik vervollständigen. Dies ist vielleicht ein brauchbares Bild zur Herstellung eines Bildes, das dann mehr begreifen lässt. Gottesarbeit, Gottesspiel. Und immer ist doch alles anders. Die Antiwelt, ist die Welt und der Mensch der das erfährt, hat ein Stückchen mehr Welt für sich erfahren. Und gleich ist alles weg. Und gleich hab ich Schmerz, und gleich bekomme ich kein Brot oder Brot. Alles ist Vorbereitung. Für mich, für dich, für alle. Alles ist Skizze. Ich weigere mich diese Welt, diese Menschheit als Verloren zu betrachten. Kein Pessimist wird mir die Laune verderben Utopie zu träumen. Die Angst vor roher Gewalt, vor dem Unterdrücker, vor dem Tyrannen, ist Aufgabe aus dieser eine `Waffe´ zu machen. Der Bauplan zu dieser Waffe, zur Verteidigung des menschlichen, zur Verteidigung der Würde, zur Verteidigung der Liebe wird immer individuell im entscheidenden Moment fertig sein. Das ist Hoffnung.
In Jahrmilliarden formte sich dieser Weltraumbrocken zu einem Planeten zu unserer Erde auf der wir leben. Unbekanntes ist zu Leben geworden. Der Mensch erst lernt sich kennen. Der Mensch ist fragil. Der Mensch steht an seinem Anfang. Der Mensch, wenn er weiß das er Menschheit ist, hat er ein Stück Unsterblichkeit vor sich. Ich bin Mensch. Ich weigere mich, mich zu Hassen. Ich weigere mich im Universum namenlos zu werden. Ich weigere mich Utopie nicht Denken zu sollen. Ich weigere mich das Mörderische als unüberwindbar zu betrachten. Ich weigere mich. Mein weigern soll die Würmer infizieren, die mich dereinst in ihrer Nahrungskette weiterleben lassen.
Rainer Wieczorek, November 2005, (Faulknerimpuls und Beuysbeseelt)