Befreiungsaktion DADA

Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren, Kollegen und Kolleginnen, liebe Freunde

DADA war eine Befreiungsaktion und ist ein fortwährender Kampf gegen die kleinen Köpfe, gegen die verbretterten Hirne, gegen unsere Spießbürger und immer gegen Künstler, die ihre Opposition in Käfige ihrer kleinen, abgeschlossenen Welt inhaftiert wissen wollen.

„Der Dadazauber ist vorbei“, da irrt Pappa Beuys und mit ihm ganze Fakultäten.

Ohne Dada kein Beuys, kein Fluxus, kein Happening, keine Performance.

Alles ist vom Dadageist beseelt. Dada hat tausend Namen.

Ich bin bekennender DADAsoph.

Der Dadaismus heute, muß mehr sein, als Schweinegrunzen in Ferseform.

Diese Ausstellung ist für mich ein Beleg an Freiheitsarbeit.

Diese Ausstellung ist dada, aber nicht DADA.

Stillosigkeit ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Hässlich und Schön ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Harmonie und Aggression ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Emotionen, Fantasien, Spinnereien, Denkereien, auf der Strasse, in Mülleimern, das weggeworfene, unbeachtete finden und zur Kunst formen, ist gewollt, eine freie Entscheidung.

Diese Ausstellung ist DADA PAPA MAMA Beuys gewidmet.

„Jeder Mensch ist ein Künstler“

Diese Idee haben die ersten Dadaisten in die Welt gebracht.

Beuys hat diesen Satz populär gemacht und hat mit diesem Satz eine Massenbewegung von: ich bin auch Künstler, ermöglicht, besser beschleunigt.

Dieser Satz hat auch viele Missverständnisse in den Köpfen der Menschen erzeugt.

Über diesen Satz sollte ein jeder Mensch zunächst nachdenken, philosophieren, reflektieren und ihn in eine Welt der Sätze legen. Das ist Arbeit.

Lasse ich Beuys reden mit den Sätzen:

„Alles menschliche Wissen stammt aus der Kunst, der Wissenschaftsbegriff hat sich aus dem Kreativen entwickelt. So hat allein der Künstler das Geschichtsbewusstsein geschaffen. Es kommt entscheidend darauf an, das Bildende in der Geschichte zu erfahren. Geschichte muß demnach plastisch gesehen werden. Geschichte ist Plastik.“(Heiner Stachelhaus, 1987)

Eine Plastik formt man, biegt sie, ritzt und kratzt und baut. In der Erweiterung reden wir, diskutieren miteinander, gestalten Gesellschaft, gestalten uns immer auch selber, bauen an der sozialen Plastik weiter oder Demokratie ist eine Baustelle.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich kritzle ein paar Blätter voll und werde Millionär, falsch verstanden.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich steh am Mittag auf, bau was mit Kartons und werde Weltberühmt, falsch verstanden.

Jeder Mensch ist ein Künstler, ich mach es mir bequem, schreibe rotweingequollene Sätze und werde Universitätsprofessor, falsch verstanden.

Das Künstler Arschlöcher sind, dieser Satz von Beuys wird selten zitiert.

Einige Sätze aus einem Gespräch zwischen Amman, Kounellis, Kiefer, Beuys.

Kiefer:“ Ich glaube, dass Janis und Beuys auf einem gesicherten Boden stehen, auf dem ich nicht stehe. Denn für mich ist es eine Beschwörung zu sagen, der Mensch stehe im Mittelpunkt. Davon bin ich gar nicht überzeugt. Ich glaube auch nicht, im Sinne von Beuys, dass jeder Mensch ein Künstler sei. Für mich ist auch nicht sicher, dass es eine Entwicklung gibt, an der man arbeiten kann, damit jeder Mensch ein Künstler wird.“

Darauf Beuys: „ Wenn du ein waches Auge hast für das Menschliche, kannst du sehen, dass jeder Mensch ein Künstler ist. Ich war jetzt in Madrid und habe gesehen, wie die Männer, die bei der Müllabfuhr arbeiten, grosse Genies sind. Das erkennt man an der Art, wie die ihre Arbeit tun und was für Gesichter sie dabei haben. Man sieht, dass sie Vertreter einer zukünftigen Menschheit sind. Und ich habe etwas bei den Müllabfuhrleuten gesehen, was ich bei den Scheisskünstlern vermisse, denn die Künstler sind zum grossen Teil opportunistisch, sie sind Arschlöcher, das muss ich jetzt auch mal sagen. Die Künstler sind die reaktionärste Klasse. Eigentlich gibt es ja keine Klasse mehr, aber die Künstler sind so reaktionär, dass sie schon fast wieder eine neue Klasse bilden.“

Ich behaupte ja das Klassenkampf wieder modern wird und rufe alle aristokratischen Gemüter des Landes auf, egal wie prall oder leer eure Geldbeutel sind, legt die Bequemlichkeit auf den Sonntag und arbeitet für euch, dieses Land, Europa, die Welt. Das Universum ruft nach euch. Werdet Künstler, erarbeitet euch die Qualität eines Gottes. Keiner ist Gott, Gott als Existenz ist Rätsel. Rainer Wieczorek, Berlin 3.11.05