An den Herrn von Nebenan (Gespräch mit der Einsamkeit)

Dann wäre noch zu sagen: Verwirrung der Gefühle im verquirlten Verständnis von Mitteilungserhoffung. Ahnungen hinter den Worten, Klänge zu Aufsätzen, Interpretation im Tagesgefühl. Halbe Sätze sind die Hälfte vom Ganzen. Da will doch was mehr sein, seine kleinen Burgen bauen im Sandkasten böser Buben. – “ Wir reichen daher dem fortschrittlichen Philosophen, Wissenschaftler und Politiker die Hand. Ihnen ist der Künstler in gewisser Hinsicht verbunden, denn gleich ihnen erforscht, entdeckt, verteidigt und verbreitet er eine Idee. Vergessen wir nicht, das es sich immer um Aspekte der ein und derselben Tätigkeit handelt, der menschlichen nämlich, angesichts der endlosen Probleme, welche die Beziehung des Menschen zur Natur und des Menschen zu seinesgleichen aufwerfen.“ … Unser aller Leben ist begehrenswert und verdient Applaus mit höchsten Ehren. Die kurzgeratenen Konzepte der Mütter und Väter für ihre Kinder und die Kinder der Kinder sollte doch ins zukünftige krallen und mehr enthalten als Nahrung, Schule, Sparbuch. Mehr will er doch nicht sagen ein Familienmensch mit Namen Utopie. Darf er seine Stimme ein wenig anheben im Fatalismus, bei Seinsverweigerern, Nihilisten, Werkvernichter. … „Ich glaube an keinerlei Verfahren, Kunst zu lenken.“ … „Wo immer sich an irgendeinem Abend, zum Beispiel, der unverdorbene Reisende, entronnen unseren wirtschaftlichen Scheußlichkeiten, befinden mag, da lässt die Hand eines Meisters das Wiesenklavier ertönen; spielt man Karten auf dem Grund des Teiches, dessen Spiegel Königinnen und Feinsliebchen heraufbeschwört; hat man die heiligen Frauen, die Schleier und die Äolsharfen und die Farbenspiele der Legenden zur Verfügung, vor dem Sonnenuntergang.“ … Da sprechen die Toten, der größte Schatz der Lebenden, erwühlt sie aus den Bergen der Erinnerungen und stellt sie in den Weg der Amokisten, der große Schild, das Versuchte. Überleben in der Schlacht. Beinlos. Handgebunden. Schlächter haben Badehosen an, trinken Limonade, Schokoriegel schmelzen am Bein und ein Papiertaschentuch putzt die Nase, immer nur einmal. … „Ich war ein schönes Schiff / das ohne Ladung lag / Es plagte mich die Nacht / es kränkte mich der Tag. Hier ist nicht Licht genug / mich deutlich zu verstehen / Weil mir der Mast gebrach / must ich zu Grunde gehen.“ … Und dann sind da die Illusionisten, jeder Pfurz aus ihrem Arsch erbauscht das Land, schaut her das sind Errungenschaften, ganz große Fliegerkonzerne. Auf die Schnauze, hier ist ein Problem für den Mensch im Heute. Dem Kindlein in dreitausend Jahren streichelt er das Köpfelein und salzt seine Speise mit der Träne seines Auges in die weite Sicht. Was sind denn Worte heutzutage, doch nicht was ein anderer versteht. Begriffe, glaube doch keiner das sie greifen für mehr als drei, versagen schon in sich selbst, an sich selbst. Trug und Betrug. Kitt der kittet nicht und Kleber klebt nicht mehr und Berlin ist Werbung, keine Stadt. Warten, warten, warten.

Da kleben sie an einer Scheibe, sehen wunderschöne Welt. Der ganze Körper ist schon wund vor Sehnsucht nach der ferne Hoffnung ohne Wort.

Was mehr als krabbeln, krabbeln immerzu, aus dem Meer der Langeweile, prasselnd täglich in dein Ohr. Ins Auge stechend, die Nasen verführn, deine Sinne solln pariern. Künstler sei nicht Dumm. Deine Bühne bist du selbst. Deine Aufgabe weist aus dem Heute. Die Missachtung ist deine Nahrung. Aus deiner inneren Notwendigkeit verpflichtest du das Später deiner Achtung. Ich verweigere mich das Urteil dieser Zeit anzuerkennen. Alles ist Vorbereitung. Für mich, für dich, für alle. Alles ist Skizze. Ich weigere mich diese Welt, diese Menschheit als verloren zu betrachten. Keine Fatalisten, Nihilisten, Seinsverweigerer, Bequemlinge, Gottverweiser sollen den Tagtraum von machbarer Utopie zerstören. Da sitzen sie unter fernbeheiztem Dache und sehen Spielfilm über Lagerfeuer aus uralten Zeiten. Das Auto gab der liebe Gott, den Mörder straft der böse. Da schmerzt das Gehirn vor lauter knien. Tanze. Und Denken an Morgen, Handeln für Übermorgen. Nein, immerzu abwarten was da geschieht durch Anderes. Den Kühlschrank feiern, ein wohl dem Anderen? – Sie Spinner!

In Jahrmilliarden fand sich Staub, formte sich ein Weltraumbrocken zu einem Planeten, unserer Erde, auf der wir leben. Unbekanntes ist zu Leben geworden. Der Mensch erst lernt sich kennen. Der Mensch ist fragil, glasiger als Glas. Der Mensch steht erst irgendwo. Der Mensch muss sich als Aufgabe seiner selbst begreifen. Der Mensch, wenn er weiß, dass er Menschheit ist, hat er ein Stück Unsterblichkeit vor sich. Ich bin Mensch. Ich weigere mich, mich zu verweigern. Ich weigere mich, im Universum namenlos zu werden. Mein Atom soll sich begreifen, hörst Du seine Laute. … „Ein schwarzer Efeu frisst sich tief in meine Wand hinein. Ich hänge schief vom Mond herab. Ich rinne hin zum Schleim des Wurms. Ich wurme auch. Und wachs herauf aus einem neuen Bauch und wilder, als ich bin.“ Sprech doch endlich mal mit deinem Zehnagel und frag ihn was er hält von dieser schlaulichen Nase.

Bährlin, am 30.Oktober zum 1. November 2009

Rainer Wieczorek von Antonio Tàpies zu Arthur Rimbaud wie Christian Hofmann von Hofmannswaldau zu Paul Zech als Francois Villon, begrüßen den Herrn Faulkner und des kleinen Mädchens zarter Blick ins tiefe harte Hirn