Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren

Es ist nicht einfach, der allgemeinen Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Ich arbeite als Künstler-Soziologe-Dadasoph seit Jahren mit künstlerischen Mitteln an einer Belebung der Demokratisierung unserer Gesellschaft. Immerhin, es kommt Freude auf beim Publikum und den Kollegen, ein so selten gewordenes Phänomen sehen zu können.

Ich bin gegen Revolution und für Evolution in gesellschaftlichen Prozessen. Ich halte unsere Demokratie für menschlich genug, dass sie noch einige Jahrzehnte eine desinteressierte Bevölkerung überleben kann. Vielleicht ist ja die „Gleichgültigkeit“ dieser Gesellschaft auch ein Hinweis auf Stabilität unserer Demokratie.

Dennoch sollten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, mehr Partizipation ermöglichen an der Gestaltung in diesem Land, und zwar angemessen an den Zeitressourcen, dem Bildungsstand oder Informationsstand unserer Bürger und Bürgerinnen. Es macht doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand auf Grund seiner beruflichen Existenz an der Demokratie seinen Lebensunterhalt verdient oder ob er im allgemeinem Interesse der Erhaltung der Demokratie in sie eigene Mittel investieren muss.

Denken Sie doch bitte einmal darüber nach, ob nicht ein Bruchteil des Steueraufkommens Sachgebieten zufließen könnte, die von Bürgern und Bürgerinnen ausgewählt worden sind. Vielleicht gäbe ein Fragebogen, der dem Antrag für den Lohnsteuerjahresausgleich beiliegen könnte, Auskunft über diese Bürgerwünsche.

„Mehr Demokratie wagen“ ist ja nach wie vor ein schöner Satz, aber den es gilt mit Leben zu erfüllen. Ich widme einen Teil meiner künstlerischen Arbeit dem evolutionären Prozess Demokratie. Dass ich als Dadasoph dabei nicht nur freundliche Kunst produziere, damit ist immer zu rechnen. Kunst ist Freiheitskampf, im Kopf und davor. Kunst soll helfen, die Welt zu gestalten. Kunst ist wie ein Werkzeug des Gärtners, den das Universum ruft. Kunst hat einen Bildungsauftrag. Kunst sucht in der Unendlichkeit von Form und Farbe nach Bildern, die Menschen begeistern, die sie berühren, die sie weiterbilden, die unser Leben bereichern. Kunst ist offen.

Ich freue mich, wenn ich Sie in meiner Ausstellung „Markethink“ begrüßen darf.

Rainer Wieczorek – Flughafenstrasse 38 – 12053 Berlin – 030/ 61 3456 2, Berlin am 12.2.2005