Demokratie, aber WIE?

Die Frage danach, wie eine Demokratie sein sollte, ist in unserem Land, aus meiner Sicht gegen eine Wand spaziert. Ich hoffe noch das es hier eine gemauerte Wand ist und nicht dieser Stahlbeton der Faschisten des 2. Weltkriegs. Da ist was starr und gefroren im Land. Begeisterung und Kreativität ist mager. Die Idee der Demokratie wird argwöhnisch betrachtet und hier paradoxerweise von einer beschenkten, hineingeborenen Generation deren größtes unendgeldliches Engagement im Kreuzchen machen besteht. Einer Generation die sich bedienen lässt und Errungenschaften sich scheibchenweise nehmen lässt. Aus Gewohnheit ist hier Missachtung an der Tagesordnung. Da gibt es viel Skepsis, gar von hochgebildeten halbstudierten und immer wieder ein igitt. Es fällt hier viel zu wenig auf das unsere repräsentative Demokratie allenfalls soviel taugt das es der Anfang zu einer Entwicklung sein soll, unter einem Prinzip das es eine demokratiesierung der Demokratie im Ständigen geben muß. Was es ist, ein Prinzip von sich demokratisierender Demokratie, ist noch zu Erfassen. Da ist der Mail Art Hinweis von Klaus Rähm genau passend: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“ (Otto Grienschneider) WACHT AUF, ist hier so von ihm grafisch als auffordernder Gedanke herausgestellt. Aus der Gesellschaft müssen wieder die Ideen zur politischen Handlungen kommen. Aus den Teilen der Gesellschaft die immer mehr ins Abseits geraten sind oder dabei sind ins Abseits zu geraten. Das selbstgefällige Gierprinzip der Wenigen ins Private aus Wirtschaft und Geldwesen muss in einen kontrollierten „Käfig“ zurück. Ihr, die ihr den Kapitalismus liebt und sich hervorragend in seinen Mechanismen und allzu menschlichen Versagungsmustern auskennt, ihr müsst handeln, wenn euer Kapitalismus nicht untergehen soll. Innerhalb der Kunstproduktion, als Teil von ihr, bringt es Fortschritt, trägt es Früchte das Prinzip Kunst als reinen Selbstzweck zu betrachten. Das Prinzip L`art pour l´art umzudeuten in L`money pour l`money ist vollkommen dumm. Dummheit! Das ist ein wirtschaftlicher Selbstmord, der am Ende in einem gesellschaftlichen „Selbstmord“ mündet. Über den Weg dorthin vermag ich nur zu spekulieren. Dieses L`money pour l`money Prinzip ist so falsche wie die Annahme der mittlerweile veralteten Medizin, das Quecksilber ein Heilmittel darstelle. Oder in einem einfachen Bild. Der Milchkuh, die ständig gemolken wird und dies ständig und mehr, aber ihre Nahrung, das Gras, wird immer weniger und immer schneller weniger. Diese Kuhmelker sind in diesem Bild Spezialisten des Geldes und unsere Gesellschaft gebiert immer mehr Spezialisten und unter diesen Spezialisten wächst die Zahl der Dummköpfe, der Verweigerer für eine Gesellschaft, für ein Gemeinwohl zu arbeiten. Hier sind allzu oft und auch hier wachsend Spezialisten am Werk die, die Lücken für ihre private Gierbefriedigung auffinden. Ausgebildet von der Gesellschaft, um sie anschließend auszuplündern. Ein zusätzliches Prinzip hier, ist immer wieder Schnelligkeit. Immer schnell genug um bis zur Gegenwehr aus der Gesellschaft ihre frevelhaften bis betrügerischen Gewinne abzuschröpfen.

Auch unnötig Kompliziertheit herzustellen gehört zu den Prinzipien von privater Maximierung von Gewinnen der Giermenschen im Kapitalismus. Entschleunigung tut Not in vielen gesellschaftlichen Bereichen. In unserer husch husch Zeit laufen immer mehr programmierte Automaten durchs Land, Richtung Verderben. Erbitte Besinnung. „Erbitte Askese der Eliten“, ein Beitrag von DADAbeuys (Gruppe Aktivo). Erbitte ein paar Sekündchen zum Selberdenken, zum Selbersein von uns Verführten bis neudeutsch Verarschten. Ein anderer Name für Spezialisten, ist der des Experten. Etliche Berufe und Berufungen benötigen hier die universitäre Ausbildung und aus diesen brodelnden Kesseln steigt er auf der Intellektuelle.

Julien Benda (1867-1956), ein kompromissloser Verteidiger demokratischer Werte und Gegner aller Tendenzen zum autoritären Staat und zum Faschismus, betitelte ein Buch als „Der Verrat der Intellektuellen“ (1927), die er als „clercs“ bezeichnet und deren hier angeprangerte Haltung, ihren „Umschwung … beim Spiel mit den politischen Leidenschaften mitzuhalten“ am Ende des 19. Jahrhunderts sieht. „Vielleicht ist hier die Feststellung angebracht, daß bei dieser Hinwendung des modernen clercs zum patriotischen Fanatismus die deutschen Intellektuellen den Anfang gemacht haben. … Deutschland hat mit seiner Kreation des nationalistischen clerc einen offensichtlichen Kraftzuwachs erfahren und somit diesen Typus gleich für alle anderen Länder zur Notwendigkeit werden lassen.“ (S. 121, in „Reihe Hanser“ 1980)

Gut 50 Jahre später, schreibt Dieter Hildebrand in einem Buchkapitel „ Der linksintellektuelle Rechtsabbieger … Jeder Mensch weiß doch, daß den deutschen Intellektuellen im Grunde nie was zu verdanken war.“ (S.217 aus, Was bleibt mir übrig, 1986) Einige Sätze weiter schickt er der SPD sein Parteibuch zurück um zwei Seiten später festzustellen das ein Nachdenken über Eigentum in Deutschland verhängnisvoll ist. Über das Haben und Nichthaben ein Tabu gelegt ist, mit der satirischen Abschlussbemerkung das wir noch gemeinsam einen neuen Weg einschlagen müssen, den Weg von Heinrich Böll zu Uschi Glas. Da waren wir vor 30 Jahren.

Auch der Satiriker Matthias Beltz hat einige Bemerkenswerte Originaltöne von unseren Deutschen Faschisten-schmusern zusammengetragen: Michael Kühnen (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei – FAP, 1995 Verboten) „Es gibt eine Reihe von Gründen, gemeinsam zu agieren: Sowohl die Autonomen als auch die Nationalsozialisten verachten die bürgerliche Ordnung. Beide hassen die Dekadenz und bekämpfen die Demokratie. Wenn wir das Schweinesystem beseitigt haben, können wir immer noch untereinander ausschießen, welche Ordnung besser ist. … Ich, zum Beispiel, war von der Gründung der Grünen begeistert. Die erste Bewegung nach dem Krieg, die in ihrem Parteiprogramm die biologischen Gesetze des Lebens verankert hat. Später wurde ich enttäuscht, weil die Grünen keine ökologische Weltanschauung entwickelt haben. Sie fürchten vermutlich, auf den Nationalsozialismus zu stoßen. Denn der Nationalsozialismus war die erste konsequente ökologische Ideologie“ (Interview in TEMPO, Heft 2 Februar 1989) Franz Schönhuber (Republikaner) „Als ich aus dem Krieg nach Hause kam, habe ich Kurt Schuhmacher gewählt und nicht Konrad Adenauer. Das war ein national denkender und sozial empfindender Mensch. Wäre die SPD wirklich dem Sozialempfinden verpflichtet und nicht von Politologen und Soziologen bestimmt, hätten wir fallweise eine größere Nähe.“ (BILD vom 20. Juni 1989) Im gleichen Kapitel zitiert Beltz noch den Kollegen Wolfgang Neuss „ … – die Körper sterben ab, aber der Geist stirbt nicht und wird immer wieder angeboten (von der Schwingung, vom TAO, vom lieben Gott), solange, bis es gut ist. Im Jahre 2050 vielleicht wird dann aus Hitler das, was wir von ihm erwarten: ein Hit. Hitler ist ein Hit, wenn er nicht mehr auffällt.“ (Nostalgie. In: Der gesunde Menschenverstand ist reines Gift. München 1985. S. 68f.) (Alle Zitate aus Matthias Beltz, Die Deutsche Opposition, 1989, S.20 – 23). Da waren wir vor 20 Jahren.

Heute. Unser Intellektuelles Spitzenpersonal im vereinigten Deutschland bekommt äußerst gute Bedingungen gestellt für die Manifestierung ihrer Meinungsmanipulationen. Gemäßigtes faschistisches Gedankengut, bei Verfassungstreue und strafrechtlich nicht relevanter Zugehörigkeit, gehört zur Öffentlichen Meinung. Das wird immer normaler, das wird selbstverständlich und die Kritik daran ist vorerst Alibisendezeit, bis auch die verschwindet. Ohne Gestapo, einfach so. Habt ihr schon eure GEZ Gebühren bezahlt, dies Spektakel muß finanziert werden. Die eine Sorte Intellektuelle hat ihr Auskommen, natürlich nie genug und die, die keine Bewerbung schreiben können, für die gibt’s Alimentierung mit kleinen Aufgaben.

Warum so viele Sätze zu dieser gesellschaftlichen Gruppe, weil wir die Künstler dazugehören. Die Dazugehörigkeit ist eine relative, in ihrer Bedeutung als Wirkung, auf das was passiert im Land. Diejenigen von uns, die auf der GEZ finanzierten Bühne stehen, können und werden wahrgenommen bis in den letzten Winkeln des Landes und darüber hinaus. Im Tonfall der Berichterstattung klingt es, als gäbe es nur diese und sind diese erst einmal berühmt posaunt, so gebiert sich mancher Künstler und hier sind immer auch Künstlerinnen mitgemeint als die Erfinder der Kunst bis hin in ihre Ursprünge. Das ist aber falsch, eine Lüge. Diese Eitelkeiten behindern eine seriöse Forschung der Kunst. Der Starrummel schwächt das System der Kunst. Der zunehmende Warencharakter und einhergehend die ansteigende Preisspirale macht am Ende das Ganze der Kunst billig. Es herrscht eine Unklarheit im Kunstbetrieb die sich am neusten Luftballon des Kunstbetriebes zeigt, in „philosophische Höhen“ geplappert, etwas Namens Jahaha Meesel. In Einklang stehend, mit einer allgemeinen Brutalisierung im Verhalten, im Handeln, in den Haltungen und der Sprache unserer Eliten. Hier zeigt sich etwas immer hemmungsloser, die und was ich als Faschisten – Schmuser bezeichne. Die Kunst ist frei und wenn aus Teilen des Establishment einzelne Künstler in sichere Positionen gekauft und bezahlt worden sind: dürfen diese als Gradmesser ihr Affenspiel mit Hitlergruß treiben. Die Haltung aller Beteiligten dabei ist unklar, diese NSDAP – Schmuser treiben ein Verwirrspiel, laudátis die Hochkultur. Dieter Hildebrand hat es mal ganz dialektisch einfach analysiert. Diese Leute müssen sich selbstverständlich von Adolf Hitler distanzieren, nur Adolf Hitler muss sich nicht distanzieren von diesen Leuten. Die Brutalisierung, die Nazischmuserei zieht sich kreuz und rechtwinkelig durch das ganze Land, von oben bis ganz unten. Von Links, durch die Mitte bis Rechts Mehr oder weniger gefährlich bis mehr oder weniger bewusst.

Ich kann mich sehr wohl noch an Zeiten erinnern, da hätten Meinungsbildende Großmäuler, die Problemchen des Bodensatzes zu Staatskrisen beschwören, die sie zum Teil selbst erzeugen, vom Schlage Sarazzin, Broder, Henkel, Koch, etc. eine Gegnerschaft in der Öffentlichen Meinung gehabt, die diesen Politmullahs ihre Hitplatzierungen ordentlich vergeigt hätten. Es waren die Zeiten wo vor allen Ideologischen Begriffen und Politischen Substantiven das zum Nachdenken zwingende Wort kritisch stand.

Wie ist sie wieder herzustellen, eine täglich erlebbare und das Land verbindende Kritik. Eine Kritik die Probleme durchdringt, sich an diesen abarbeitet und Wege zu besseren Lebensverhältnissen aufzeigt. Hierhin zielt die Frage nach Demokratie, aber wie. Demokratie ist ein Prozess, in diesem auch gemachte Entscheidungen überdacht werden und gegebenenfalls revidiert werden. Ein Gedanken den ich von Helmut Schmidt aufnahm, dessen Politik von einer kritischen Gesellschaft begleitet wurde und von dessen Richtlinienkompetenz als Kanzler ein junger Mann Namens Rainer Wieczorek, profitierte. Aus Kleinbürgerlichen Verhältnissen stammend und beeinflusst in seiner Sozialisation durch Kumpels aus und im Arbeitermilieu. Ungehörigkeit bis Ungehorsam seiner Obrigkeit gegenüber war Pflichtauffassung und tägliche Übung. Dinslaken, eine Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiet, hier war ich Gammler und diesen Geist habe ich nicht gänzlich aufgegeben. In dieser Kritikfähigen Zeit wurden die Wurzeln geschlagen die ein Stück weit zu diesem Text wuchsen. Nie wieder Krieg vom deutschen Boden aus! Nie wieder Faschismus in Deutschland! Humanisierung der Arbeitswelt! Geld für Arme das sie ihr Abitur machen können, das sie studieren können! Es herrschte ein Zeitgeist der Tragend war. Berechtigte Hoffnung auf bessere Zeiten war ein starkes Gefühl und es kamen Impulse aus den Geisteswissenschaften und den Künsten die an der Idee zu mehr Menschlichkeit arbeiteten. Das ist ja nicht alles wirklich verschwunden, nur es wird nicht mehr in die Massenmedien transportiert, nicht mehr im täglichen von einem unabhängigen, kritischen, recherchierenden und verbreitenden Journalismus begleitet. Ein wichtiges Demokratiegestaltendes Element fehlt. Ich seh da nur eine unmittelbare Möglichkeit die sofort greifen könnte: Verzicht auf sicheren Lohn, unbezahlter Widerstand, Askese, Selbstlosigkeit. Vielleicht sollte man die Wände wieder Vollkleistern, sich auf einen Hocker stellen und brüllen, die alten verstaubten Druckmaschinen aktivieren. Das Internet ist von der Technik anfällig und macht abhängig. Es wird ein Stecker gezogen und das war´s mit der großen Freiheit und Unabhängigkeit. Das Internet wird von den technischen Vorraussetzungen von Konzernen und Staaten gemacht und kontrolliert. Der geistige Inhalt, der Sinn und das eigentliche Leben des Netzes muss erst vom Prinzip her eine unumkehrbare Freiheit und Unabhängigkeit herstellen. Das Demokratische Grundprinzip des Internet ist wie vor einer Diktatorischen Übernahme zu schützen. (Ich rede hier nicht von einer Bewertungen einzelner Inhalte von Personen oder Gruppen die Demokratisch, Diktatorisch oder sonst wie sind. Ich kann die Idee des Demokratischen Lebenselixier des Internet nicht von der Technik her beschreiben, allenfalls von der Fantasie her. Wenn das Internet sozusagen Insich das Elektrische als „Demokratisch“ konstruiert, wie ein lebender Organismus sich vor Krankheit schützen kann. Wenn also das Demokratische von der Krankheit Diktatur befallen ist, die Diktatur immer ins Demokratische gesundet oder an ihr zugrunde geht und dann noch als ewige Anregung oder (im vielleicht Idealfall) der „Unsterblichkeit“ hin Konstruiert.)

Ich setze große Hoffnung in das Demokratische Prinzip des Internet mit seinen Inhalten und der Übertragung des Virtuellen ins Leben und dieser Gestaltungskraft von der jeder Einzelne seine Bedürfnisse abrufen kann und zwar immer Frei und Unabhängig. Und was uns Deutsche anbelangt, sollten wir eine ordentliche Portion Ungehorsam immer mitpflegen. Heinrich Heine hat uns schon das sklavische Bescheinigt „Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; … Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.“ Diesen Hinweis sollten wir ernst nehmen, danach forschen in uns selbst, ein jeder, Frau wie Mann. Auch wenn der Gammler von damals Gertrude Stein nicht kannte, so ist doch ein wenig „Amerikanlife“ des Aufbruchs geblieben im Sauerstoff des Lebens. Der amerikanische General Osborn fragte sie 1945 gleich nach dem 2. Weltkrieg, „was … getan werden müsste um die Deutschen zu erziehen. Ich sagte man kann nur eins tun und das ist ihnen Ungehorsam beibringen, solange sie gehorsam sind so lange werden sie früher oder später von einem bösen Menschen herumkommandiert werden und es wird Probleme geben.“ (Gertrude Stein, 1994)

Der Walter spricht es an in seinen Gedichten, sie sind voll nach der Sehnsucht dem Jahrhunderte alten Kampf um die Emanzipation. Ein Begriff des ankern in der Unendlichkeit des Menschseins wollen (Brod/Kafka, 59). Emanzipation als ein Akt der Selbstbefreiung von den Zwängen die sich Menschen auferlegen, wie auch zufügen. Bei der Emanzipation geht es um Zugewinne an Freiheit und Gleichheit, politischen Rechten, Ökonomischen Rechten, unveränderlichen Grundrechten die die Einzelne Menschen vom Überlebenskampf, organisiert durch Gesellschaften, freisetzen. Immer Alle von Allen zu Alles oder für Keinen im Ideal; als durchgeprüfte Hoffnung, durch den inneren Gerichtshof des Gewissen, als Kompromisslosigkeit des Guten (Brod/Kafka, 1959). Hier noch einmal ganz deutlich, sie wird gern vergessen die Frau, wie Charls Fourier (1772-1837) bereits her raus stellte „Der soziale Fortschritt … erfolgt aufgrund der Fortschritte in der Befreiung der Frau“ Es werden immer wieder Mitglieder der Menschheit vergessen, mal sind es Kinder, mal Sklaven. Und es bahnt sich an im zuge der Toxischen Einflüsse auf das nervliche in den Massengesellschaften, im Halbschlaf der Eile (Brod/Kafka, 59), unsere Kranken die im unverstandenen Kontakt zu ihren Gesellschaften leben, das ihre Menschenwürde vergessen wird, sich erledigt als Sterbehilfe. In der Unendlichkeit des Mensch sein wollend darf die Kreatur ebenfalls nicht vergessen werden bis in die Unendlichkeiten der Natur, die uns unser Leben erst ermöglicht. Dieses Protzgehabe des Menschen „Macht euch die Natur zum Untertan“ ist lächerlich, Selbstmord. Wir müssen uns mit der Natur arrangieren, ihr Freund sein. Eine sich entwickelnde, eine sich demokratisierende Demokratie ist ein gangbarer Weg in eine umfassende Emanzipation. Meine ganz persönliche Idee, als ein Beitrag wie es mit der Emanzipation weitergehen kann denkt sich um den Begriff des GESTALTUNGSKAPITAL. In einer Kürze und vom Anfang her meine ich folgendes. Dem moderne Menschen müssen Grundkapitalien von Geburt an von seiner Gemeinschaft zur Verfügung gestellt werden, damit er Entlastet von Existenznöten zu seinen persönlichen Existenzhöchstleistungen sich befähigen kann.

Das unveräußerliche Gestaltungskapital für eine erweiterte Würde des Menschen bezieht sich auf: Nahrung – Wohnung – Medizin – Bildung – Kommunikation – Information – Mobilität. Jeder Mensch gestaltet sein Leben in Autonomie und in selbstbestimmter Pflichterbringung. Jeder Mensch muss selbst denken, selbst handeln, selbst arbeiten um seiner selbst willen im Kontext seiner Gesellschaft und soll das Ganze der Gesellschaft, der Menschheit erweitern in all ihren Dimensionen. Des Menschen Arbeitsbegriff ergibt sich aus Müßiggang, Spiel und Arbeit. Wenn das Gestaltungskapital sich in einen Geldwert ausdrücken soll, so muss der Wert im Recht verankert sein. Also: Rechtswert = Geldwert = Gestaltungskapital = Grundrecht = unveräußerliche Würde.

Im weiteren könnten WIR nachdenken über eine demokratische Mengenlehre der Mengen zueinander. Es wird sicherlich nicht richtig sein alles durch Mehrheiten bestimmen zu wollen. Neben Minderheitenrechten, aus denen sich die Mehrheit raushält, gibt es Privatsphäre und Unverhandelbares.

In meinem Kopf hat sich auch seit langem die Idee gefestigt von einer immer arbeitsfähigen Opposition oder Alternativen oder Antistrukturen zu allen gesellschaftlichen Organisationen wie Polizei, Krankenhaus, Schule, etc. geben sollte, vor allem immer dann wenn große Gruppen demokratisch Legitimiert ihre Organisationsvorstellung organisieren könnten.

Ich höre hier jetzt auf, die Portoökonomie dieses Mail Art Projektes erzwingt es ein wenig. Wer mir weitere Korrespondenz zur Demokratiegestaltung oder dem krassen Gegenteil der Diktaturabschaffung/verhinderung zusenden möchte, sehr gerne. Mail Art ist für mich Denkart und begebe mich in die Weiterbildung oder salopp PISA ART. Es ist auch ein Versuch und an euch der Gedanke den Ihr weiter Denken sollt, die Leerstellen ausfüllen, ein Gesellschaftsveränderndes atmendes Netzwerk herstellen. Im beuysischem Vokabular würde ich vom Erweiterten Kunstbegriff reden in beide Richtungen. Von den Künstlern ausgehend in die Gesellschaften und zurück an der Sozialen Plastik bauen. An dieser Stelle will ich dann noch das nächste Projekt ankündigen:

Sklaverei und sklavische Tendenzen im Heute Auf meiner Webseite kann man ein wenig zum Thema lesen. Alles Juryfrei und Technikfrei und Bitte bis Januar 2011 an: Rainer Wieczorek, Reuterstr. 85, 12053 Berlin

Heutige Weltkunst
Anders sein und anders scheinen,
anders Reden, anders meinen,
alles loben, alles tragen,
allen heucheln, stets behagen,
allem Winde Segeln geben,
Bös´und Guten dienstbar leben,
alles tun und alles dichten
bloß auf eigenen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen
Kann politisch heuer heißen.
(Friedrich von Logau, 1604-1655)

Wir sind vom Idiotenclub
Und laden herzlich ein
Bei uns ist jeder gern gesehn
Nur dußlig muß er sein
Bei uns gilt die Parole
Stets doof bis in den Tod
Und wer bei uns der Doofste ist
Ist Oberidiot
(Kinderpoesie aus Peter Rühmkorf)

„Über das Volksvermögen, Exkurse in den literarischen Untergrund“, Hamburg 1967)

Rainer Wieczorek Januar/Februar 2010 zu Hoffendlin an der Spree